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1. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 195

1887 - Breslau : Hirt
38. Das Walliser Land. 195 wurden. Da aber diese fast neun Zehnteile des Kantons einnehmen, so bleibt nur wenig Raum für eine Bevölkerung, wenig Land für Brot und Wein übrig, und fo macht denn das schwachbevölkerte Land, da man außerdem noch auf unzählige Spuren von Verwüstungen durch Eis und Schnee stößt, fast überall den Eindruck der Öde. Naturgemäß drängte sich das gesamte Leben an die große Lebensader, den Rhone, in dessen Nähe sich die einzige Möglichkeit einer bequemen Straße darbot. Da aber auch dieser Strom in seinem ganzen Laufe sich durch Jahr- hunderte als treulosen Freund der Kultur erwiesen und, eiu wilder Zerstörer, das Oberwallis herab iu Dörfer und Felder eindrang, Taufende von Menschen- Wohnungen und Menschenleben vernichtete, so darf man nicht staunen, daß dieser Kanton im ganzen, besonders in feinen Dörfern, den Eindruck der Ver- Wahrlosung macht, während seine Bevölkerung sich nicht zu ihren Gunsten von den Nachbarn im Norden, Süden und Westen unterscheidet. Seine Lage ist aber auch eine gänzlich abgesonderte. Denn so zahlreiche und berühmte Straßen auch das Land durchschneiden, so waren es eben nur Straßen, die das Nordland mit dem Südlande verbanden und die dem Wallis im Laufe der Geschichte als Heerwege wohl mehr Schaden als Nutzen brachten. Eine eigentliche Kultur ist auf ihnen nicht ins Land gewandert. Große, stolze Werke aber find diese Straßen, die steil und hoch über die Alpenketten führen. Und wer über den immer wolkenumlagerteu Simplou fuhr, wird es nicht glauben wollen, daß er der niedrigste der Walliser Alpenpässe ist. Stolz auch klingt der Name des Großen St. Bernhard, aber der merkwürdigste und kühnste Paß ist der über den Mont Cervin, das Matterjoch oder auch St. Theodulspaß genannt, einer der ältesten und höchsten Gebirgspässe der Schweiz; er soll seinen Heiligennamen dem Bischos von Sitten, St. Theodul, verdanken, der ihn im achten Jahrhunderte überschritt und dessen Kapelle einst die Jochhöhe krönte. Die anderen „Wolkenstege", auf denen das Maultier im Nebel seinen Weg sucht, sind den Alpenwanderern gar wohl bekannt. Wer zog nicht über die Grimfel beim Rhonegletscher, oder über Kandergruud hinauf zur Gemmi und hinab nach Lenk? Wer kennt nicht den Col de Balme oberhalb Chamonix, den Sanetfch und Rawyl? So ist das Wallis, trotz all seiner Abgeschlossenheit als ein in die höchsten Alpen eingebettetes Thal, ein nach allen Seiten offenes Land, und die Päffe spielen eine Hauptrolle in der Geschichte des Landes, das seiner natürlichen Festungswerke wegen vielen begehrenswert erschien. Der bequemste Zugang führt durch die Westpforte, vom Genfer See her. Auf diesem Wege drangen die Römer ein. Octodurus, das jetzige Martinach, fiel, römische Burgen erhoben sich an der Dranfe, an den Rhoneusern, und wenn wir heute in Sion die malerische Burg Valeria bewundern, so ist diese ein Rest aus jener Zeit
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