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1. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 247

1887 - Breslau : Hirt
46. Wien. 247 Stifter Kaiser Max von Mexiko anzusehen ist. Sie wurde 1856 begonnen und erst 23 Jahre später eingeweiht. Unbestritten ist sie der bedeutendste Bau, welchen Wien in diesem Jahrhundert entstehen sah. Außer der Donauregulierung ist als eines der bedeutendsten Unternehmen die Herstellung der Wasserleitung zu nennen, durch welche das Wasser mehrerer Alpenqnellen, die in der Nähe des Schneeberges ihren Ursprung haben, nach Wieu geführt wird. Die Stollen, welche man für die Leitung durch die Berge graben mußte, die Bogenreihen, auf welchen sie wiederholt tiefe Thäler überschreitet, find wahrhaft großartig. Das aus einer Entfernung von 140 km herbeigeholte außerordentlich frische und wohlschmeckende Bergwasser sammelt sich in mehreren Behältern aus den Höhen nächst Wien und speist von hier- aus das Röhrennetz der Stadt. Durch diese Leitung aber wird Wien so reichlich mit Wasser versorgt, daß täglich mehr als 70 1 auf den Kopf kommen. Der beliebteste Ausflug der Wiener geht nach dem Prater, einem großen Lustwalde auf der Insel, welche der Donaukanal mit dem Hauptstrome bildet. Obgleich der Prater im Jahre der Weltansstellung bedeutende Umwandlungen erfuhr, so hat er doch noch die alte Anziehungskraft behalten. Auf der Prater- straße (der alten Jägerzeil) gelangt man dahin. Drei Straßen, von dem Pratersterne ausstrahlend, führen hinein in die grüne Baumwelt. Die 4 km lange, schnurgerade Hauptallee mit ihrer breiten Fahrstraße, ihren Reit- und Gehwegen bildet den „Nobelprater", den Sammelplatz für die reiche Welt, welche über glänzende Wagen und Reitpferde gebietet. In diesem Teile des Praters findet alljährlich am 1. Mai die prächtige Auffahrt statt, an welcher sich auch der Hof beteiligt. Die mittlere der 3 Straßen führt nach dem Volks- oder Wurstelprater, der mit feinen Reitschulen, Schaukeln, Schießstätten, Schau- buden u. s. w. jederzeit eiue schau- und vergnügungslustige Menge anzieht. Der Augarten und die aus dem Jahre 1848 bekannte Brigittenau liegen mit dem Prater auf derselben Donauinsel. Bei einem so großen Gemeindewesen wie das von Wien verlangen neben den Lebenden auch die Toten ihre Beachtung. Für letztere ist im Südosten der Stadt neuerdings der Centralfriedhof angelegt worden, welcher von so großer Ausdehnung ist, daß man an keiner Stelle desselben sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen vermag. Dem Bewohner von Wien rühmt man Gutmütigkeit, Höflichkeit und einen allzeit schlagfertigen Witz nach. Wieviel er auch au den städtischen Zu- ständen und Einrichtungen zu tadelu findet, fo hängt er doch mit ganzer Liebe an seinem Wien. Er liebt den behaglichen Lebensgenuß und unternimmt gern Ausflüge nach den Vororten, wo er die „Henrigenschänken" (in denen es heurigen, jungen Wein giebt) oder die „Bnschenfchänken" (welche einen grünen Busch herausgesteckt haben) besucht. Der Tanz geht ihm über alles, und viel-
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