1887 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hentschel, Kurt, Märkel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
60. Die Siebenbürger Sachsen.
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der „Altknecht". Die konfirmierten Mädchen gehören der „Schwesterschaft"
an. Wer sich verheiratet, tritt in die „Nachbarschaft" ein, eine Genossenschaft,
deren Glieder sich verpflichten, sich in Leid und Freud gegenseitig Hilfe zu
leisten, auf die Erhaltung der bürgerlichen Ordnung und Sicherheit bedacht
zu sein, die Wohlanständigkeit und den kirchlichen Sinn zu pflegen. An der
Spitze steht der „Nachbarvater". Alles ist auch iu dieser Genossenschaft durch
feststehende Artikel geordnet.
Vor dem Genüsse des hei-
ligen Abendmahles, der vier-
mal im Jahre stattfindet, ver-
fammelt sich die Nachbar-
fchaft zum „Versöhnabend",
um etwaige Streitigkeiten
beizulegen.
Die wichtigste Person-
lichkeit eines sächsischen Dor-
ses ist der Geistliche. Von
ihm erwartet man nicht nur,
daß er sein Amt gut ver-
waltet, sondern auch, daß er
Auskunst geben kann über
allerlei Fragen, welche den
Acker- und Obstbau, die Bie-
uenzncht, die Behandlung
kranken Viehes u. s. w. be-
treffen. Ein jeder aus der
Gemeinde redet ihn mit
„Wohlehrwürdiger Herr-
Vater", seine Gattin mit
„Tugeudsame Frau Mutter"
au. Nächst dem Pfarrer ist
der angesehenste Mann des
Ortes der „Hann" oder, wie Siebenbürger Sachsen,
der sächsische Baner sagt,
„nnser Herr, der Hann". Er steht an der Spitze der Gemeinde und hat
mehrere Gehilfen in seinem oft schwierigen Amte. Sein Urteilsspruch gilt
meist etwas, sodaß die betreffende Streitsache oft gar nicht vor die Herren in
der Stadt gelangt. Die Wahl eines Hannen ist immer ein wichtiges Ereignis
in einer sächsischen Gemeinde.
Beunruhigend für das Deutschtum jener Gegend ist die Wahrnehmung,