1887 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hentschel, Kurt, Märkel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
310 F. Österreich-Ungarn.
Handelsplatze ersten Ranges sich entwickeln konnte, hat es abgesehen von seiner
günstigen Lage der Kaiserin Maria Theresia zu verdanken, die der Stadt
ihre ganze Fürsorge widmete.
Die West- und Südseite Triests grenzt an das Meer. Auf seiner Westseite
steht es mit der Außenwelt in lebhaftem Verkehre; hier liegen die beiden Häfen
und der Bahnhof, und hier ist Trieft nicht mehr eine österreichische, sondern
Weltstadt. Da der alte Hafen für den großen Seeverkehr nicht mehr aus-
reichen wollte, so ist nördlich von demselben ein neuer Hafen angelegt worden,
der durch Schienengleise mit dem Bahnhofe in Verbindung steht, sodaß das
Umladen der Waren aus den Schissen in die Eisenbahnwagen mit leichter
Mühe bewerkstelligt werden kann. Drei große Becken, welche durch breite
Molen gebildet werden, nehmen die anlegenden Schiffe auf. Der südlich sich
anschließende alte Hasen hat eine viel größere Anzahl von Molen aufzuweisen,
von welchen der südlichste und größte einen Leuchtturm tragende Molo nach
der Kaiserin Maria Theresia benannt ist >Molo Teresiano). Fast auf der
Grenze der beiden Häfen schneidet ein breiter Kanal, Canale grande genannt,
tief in die «Stadt ein und wimmelt in manchen Zeiten von Schiffen, die ihre
Waren iu die auf beideu Seiten liegenden Kanfmannshäufer abladen. Eines
Weltrufes erfreut sich die 1834 gegründete Schiffahrtsgefellschast Lloyd, welche
sich durch ihre pünktliche und gewissenhafte Personen- und Güterbeförderung
auf guten und seetüchtigen Schiffen, deren Zahl mehr als 85 beträgt, von
jeher ausgezeichuet hat.
Die schöne Riva, die Uferstraße am alten Hafen, gestattet die besten Ein-
blicke in das Hafenleben der Stadt. Eine große Zahl von Dampfern hat an
den Molen augelegt. Unter ihnen zeichnen sich die Dampfer des Lloyd, die
fleißig gescheuert, geputzt und kalfatert werden, besonders durch ihre Sauber-
keit aus. Reges Leben herrscht hier namentlich au den letzten Tagen vor der
Abfahrt großer Dampfer. Da steht Wagen au Wagen, deren Kisten und Ballen
mit bewundernswerter Geschwindigkeit unter Beihilfe der Dampfkräne dem
Banche der Schiffe einverleibt werden. Segelschiffe verschiedener Größe und
Herkunft liegen bei einander. Neben den geschweiften Fahrzeugen der Griechen,
welche Korinthen, Feigen, Tabak, Wein oder Ol bergen, gewahrt man holländische
Barken, die mit Faßdauben sür Bordeaux, deutsche Segler, die mit Mehlfäfsern
für Rio Janeiro beladen werden. Neben einem norwegischen Fahrzeuge, dus
Kolophonium und Thrau herbeibringt, entledigt sich ein italienisches Schiff
seiner Ladung, die aus gelben Schwefelprismen besteht. Einzelne Waren haben
dabei ihre bestimmten Plätze. Die Fässer mit feuergefährlichem Petroleum
müsfen weitab von anderen Waren aufgestapelt werden; Fischerboote legen
meist in der Nähe der Fischhalle an, Weinbarken mehr im südlichen Teile
des Hafens.