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1. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 402

1887 - Breslau : Hirt
402 J. Auf der skandinavischen Halbinsel. u. fl. gebracht, oder aus England herüber Kohlen zugeführt haben, bei dein gänzlichen Mangel an Holz in diesen Breiten das wichtigste Brennmaterial. Mit der gleichen Ladung kehren die russischen Lodjen heim, an ihren drei kurzen Masten und den großen vierkantigen Segeln kenntlich, die vom weißen Meere her die Stadt mit Roggenmehl, Hanf, Flachs und Talg versorgt haben. Auch Industriewaren aller Art bringen die fremden Schiffe nach Hammerfest und von hier aus siuden sie ihren Weg weiter nach Kola und Archangel. Mit Kristiania und Hamburg steht die Stadt in regelmäßiger Dampfschiffverbindung und ist der Ausgangspunkt zahlreicher Reisen nach Spitzbergen und ins karische Meer, deren glückliche Rückkehr der hier endende Telegraph über ganz Europa zu melden vermag. Tie Straßen der Stadt sind eng; die hauptsächlichste derselben solgt der Krümmung der Bncht. Die Häuser sind meist niedrig, nur einige der Wohn- gebäude und der mannigfaltigen Warenhäuser zeichnen sich durch ihre Größe aus. Kaum eine Stadt der Erde aber mag eine so unfruchtbare, über die Maßen schauerlich öde Umgebung haben, wie Hammerfest. Kein Baum, keiu Strauch ist zu sehen, nur finstere nackte Felsen, soweit das Auge reicht. Keine Landstraße zweigt sich vou der Stadt ab; denn es giebt keine Ansiedelung, kein Gehöst, das man auf derselben erreichen könnte. Scheint es doch, als ob die bis zu 375 m aufragenden scharfkantigen Hügel, die den Hintergrund der Stadt bilden, ihr nicht Raum zu weiterer Ausdehnung lassen und durch ihre starre Schroffheit vor dem Vordringen in das Innere der Insel warnen wollten. Und diese selbst, etwa von dein 375 m hohen Tyven ans überblickt, erscheint als eine braune, farblose Gebirgswüste mit zahlreichen Seen, von Schneesel- dern gefleckt, fodaß das Auge verlangend nach dem Meere blickt, der einzigen lebensvollen Stätte in dieser Region. Aber anch hier ruht auf eiue lauge Zeit während des Jahres alles Hau- delsleben, die lange Nacht ist die Zeit der Ruhe. Da durchsurcht keiu Kiel das Wasser, und die Fische haben Frieden. Freilich stellen wir uus diese Zeit der langen Nacht nicht immer ganz richtig vor. In Hammerfest verschwindet aller- dings die Sonne 2'Monat unter dem Horizonte und 4 Wocheu laug, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, herrscht tiefe Finsternis, sodaß man be- ständig Licht brennen muß. Indes ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster aus eine halbe oder ganze Stunde lesen kann. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel, zuweilen erleuchtet auch ein Nordlicht das Dunkel. Ist aber das Wetter trüb, dann herrscht ununterbrochen die finsterste Nacht. Wenn nun auch die Bewohner der Stadt sich die lange Zeit durch Arbeit und gesellige Vergnügungen, wie Bälle, Konzerte und thea- tralische Unterhaltungen zu vertreiben wissen, so sehnen sich doch alle unruhig
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