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1. Europa (mit Ausschluß des Deutschen Reiches) - S. 403

1887 - Breslau : Hirt
82. Hammerfest und das Nordkap. 403 nach der Zeit, ttw der erste Lichtstreif im Osten wieder hervorbricht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, dann wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise am Himmel, ohne jemals unter dem Horizonte zu versinken. Der einzige Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht besteht darin, daß die Strahlen in letztgenannter Zeit etwas blei- cher und matter werden, ohne daß sie aushörten, die belebende Wärme zu speudeu. Kaum wird ein Fremder in Hammersest gewesen sein, der nicht auch das etwa 32 km entfernte Nordkap besucht hätte, und da die großartige Na- tur des Polarlandes und die Eigenartigkeit seines Volkslebens von Jahr zu Jahr mehr Reisende in diese Gegenden lockt, fahren auch die Dampfer wäh- rend der Monate Juni und Juli, also zur Zeit der Mitternachtssonne, bis zu dem kleinen Eiland Gjesvär, von wo aus man in einem Boote an die Küste vou Magerö gelangt. Die Fahrt von Hammerfest aus ist von ermüdender Eintönigkeit. Kaum einmal verändert die Küste ihr Ansehen. Eine Mauer nackter und kahler Fel- sen steigt jäh aus dem Wasser auf, an ihrem Fuße vou Haufen zersplitterter Felsstücke umlagert, hier und da iu Spalten und Höhlen auseinanderklaffend, die einer Unzahl von Seevögeln, darunter dem geschätzten Eidervogel, zur Wohn- stätte dieuen. Die Thalfurchen find fast alle uubewohut und von der Höhe des Plateaus bis zur See hinab in den Sommer hinein mit Schnee ausge- füllt. Das Meer ist besät mit Jnselbrocken, den Resten des einstigen, von den Fluten sortgewaschenen Festlandes. Kaum begegnet nns ein Seeschiff, und nur die Brandung der Wogen und der Schrei der die Klippen umkreisenden Wö- wen unterbrechen die lautlose Stille. Wir erreichen Gjesvär, die letzte Station vor dem Nordkap. Hier iu grauenvoller Öde, wo keiu Baum wächst, keine Früchte zur Reife kommen und das letzte schwache Lebeu der Natur vou den Stürmen ausgepeitscht wird, die aus jedem Winkel des Eismeeres hervorbrechen: auch hier hat der Mensch, wie der Natur zum Trotze, seine Wohnung ausgeschlagen. Freilich sind es nur wenige, niedrige Hütten armer Fischer. Denn wie die unermeßlichen Scharen von wilden Enten, Möwen und Scharben, so nährt sich auch der Mensch ausschließlich vou den Fischen des Meeres. Znweilen spült ihm wohl auch eine mitleidige Woge einen Baumstamm, vielleicht ein kostbares Holz aus tropischen Wäldern, das der Golfstrom mit sich gebracht, an die Küste, um das Feuer auf seinem Herde unterhalten zu helfen. Von Gjesvär aus führt uns ein Boot unserem Ziele zu. Wir nähern uns der Westküste von Magerö, einem kahlen Felsplateau öon 295 m Höhe, das steil zum Meere abfällt. Von seiner Höhe leuchten einige Schneefelder herab, und Schneemassen lagern auch in den Spalten und Rnnfen der Felsen. Tausende von Möwen 26*
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