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1. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 17

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Klima und Vegetation. 17 Nonnenberge in Salzburg ist aus Liudeuholz geschnitzt, und der Volks- glaube behauptet in manchen Gegenden Deutschlands jetzt noch, daß keine Linde vom Blitze getroffen werde, sowie daß Lindenbast ein sicheres Mittel gegen Zauberei sei. Unter geheiligten Linden tagte man früher bei offenem Gerichte, und bekannt ist die Vehmlinde bei Dortmund, welche noch jährlich sich mit Laub bedeckt, an längst ver- gangene Zeiten mahnend. Unter einer Linde ist der Held der Nibe- lnngen, Siegfrid, in sein Blut gesunken, über Klopstocks Grabe zu Ottensee wölbt sich ein grünes Lindenpaar; denn die Linde ist der Baum der Auferstehung, der aus dem Grabe der Liebe sein blühendes Leben treibt. Bon Obstbäumen gedeihen der Kastanienbaum und der Mandelbaum noch in den am günstigsten gelegenen südwestlichen Strichen, das Klima ertragen sie selbst in den milderen Gegenden Norddeutschlands. Der Walnußbaum hat eine viel weitere Verbrei- tung, und der Maulbeerbaum gedeiht fast überall. Der Weinstock wird unter günstigen Verhältnissen bis zum 52 0 kultiviert; ein edleres Gewächs liefert er jedoch nur in den wärmeren Thälern des Rheins und seiner Nebenflüsse, Neckar, Main und Mosel, ferner am Boden- see und in der österreichischen Donaugegend. Gute Pfirsicharten reifen bei Schutz gegen die kälteren Winde in vielen Gegenden, und die Aprikose giebt noch am Rande der norddeutschen Tiefebene reichen Ertrag. Die gewöhnlichen Obstbäume, Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen gedeihen überall mit Ausnahme der kältesten Striche, doch findet sich eigentlicher Obstreichtum in weiterer Ausdehnung erst in Thüringen, Sachsen und Böhmen. Aber überall macht die Obstkultur Fortschritte, und Obstbäume verdrängen selbst von den Chansseeen immer mehr die Pyramidenpappel, „das echte Sinnbild von außen her aufgedrungener Civilisation, den nniformmäßigen Banm, den man in Reihen aufmarschieren lassen kann gleich einer Paradeübung von Soldaten". Unter den Getreidearten gedeihen Weizen, Roggen, Gerste und Hafer in geeignetem Boden überall und bilden namentlich in der nordöstlichen Tiefebene den Hauptgegenstand des Ackerbaues; au Dinkelbau ist man nur im Südwesten gewöhnt. Mais gelangt nur in den wärmeren Strichen des Südens sicher zur Reife, zu denen in dieser Beziehung auch die großen Längenthäler der östlichen Alpen zu rechnen sind. Flachs wird mehr in der nördlichen Tiefebene, Hanf in wärmeren Thälern Mitteldeutschlands gebaut. „Also ist," so schließen wir mit den Worten des alten deutschen Geographen Seb. Franck, „Germania eine selige gegend, darin gemässigte lnsft, fruchtbare fel- duug von allerley getreyd überflüssig, dicke wäld, wassereich, mit guten Geogr. Charakterbilder Deutschlands. I. 2
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