1885 -
Leipzig
: Fues (R. Reisland)
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert, Volz, Berthold
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Das westdeutsche Rheinland.
Feldbergsee, dessen Wasser durch das grüne Bärenthal in den
anmutigen Titisee abfließen. Des Feldbergs ganz sanft gewölbter
Gipsel, auf dem ein Aussichtsturm steht, ist völlig kahl und dient
Herden als Alpentrist; Viehhütten liegen nach verschiedenen Seiten
hin unter dem Gipsel. Der ganze Horizont ist von Gebirgen ge-
schlössen: im Süden erscheint die Schneekette der Alpen, im Westen
im langen blauen Zuge der Wasgau, im Norden und Nordosten der
Schwarzwald, im Süden steigen die Kegelgebirge des Hegau auf.
In dem mehr plateauartigen unteren Schwarzwald bildet
bunter Sandstein die Hauptmasse; das Urgestein verbrämt den West-
rand bis Rastatt hin und tritt auch uoch in dem Thale der Murg
auf. Der höchste Punkt ist die Hornisgrinde, 1164 m. Der
weit gebreitete Rücken des Kniebis, 972 m, bietet eine herrliche
Fernsicht über Wasgeuwald und Alpen, den größten Teil des Schwarz-
Waldes und Schwabens bis an die Tiroler Berge. Vier Flüsse
nehmen an ihm ihren Ursprung, und mehrere Höchstem liegen im
Bereich des Kniebis. Auf dem 1030 m hohen Seekopf liegt der
2 km im Umfang haltende Mummelsee, „der dunkle See", aus
dem die Acher fließt. In der Mitte ist das fischlose Becken schier-
grundlos; oft hängen sich Nebel an seinen Rand, und bei stürmischer
Witterung ist ein unterirdisches Murren und Aufstrudeln wahrzu-
nehmen. Dies Geheimnisvolle erklärt es, daß der See Mittelpunkt
vieler Sagen geworden: namentlich Hausen dort Seefräulein, die den
Bewohnern der Nachbardörfer oft hülfreich au die Hand gehen und
im Mondlicht ihren luftigen Reigen um den See schlingen. Sie
hüten auch wohl die Heilquellen, die um deu Kniebis sprudeln, die
von Rippoldsau, Griesbach, Petersthal und Antongast, kleine stille
Bäder, nah bei einander gelegen.
Die landschaftliche Physiognomie des Schwarzwaldes ist eine
dreifache. Die Vorberge, das Rheinthal entlang, prangen in
reichster Vegetation mit Laubwaldung, Obsthainen und Rebeugärten.
Dort gedeiht der schöne Markgräsler, in den Vorthälern die echte
Kastanie und die Walnuß in besonderer Güte. Hinter diesen Vor-
bergen, auf der Mittelregion, „steht der Schwarzwald voll dunkler
Tannen"; da ragen die prächtigen Tannenforste, welche dem Gebirge
den Namen gegeben haben. In den Thalgründen treten auch Buche,
Birke, Esche und Ahorn auf, und die duftenden Wiesen schmückt der
üppigste Graswuchs. Die höchste Region bilden kahle Gipfel und
Hochebenen, wo kümmerlich etwas Hafer und Kartoffeln gedeihen.
Niedrige Hütten mit Schindeldächern, kahle Ebenen, auf denen keine