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1. Geographische Charakterbilder aus Deutschland (Alpenland, Deutsches Reich und Deutsch-Österreich) - S. 226

1885 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
226 Das westdeutsche Rheinland. deutschlands gefallen, und die beiden großen Hälften des Rheins sind inniger als je zuvor verbunden. Jetzt muß man, namentlich bei hohem Wasserstaude, sehr achtgeben, um das Binger Loch überhaupt nur an dem schnelleren Schusse der Welleu noch zu bemerkeu. Links von dem malerischen Eingangsthore des Durchbruches zieht sich Bingen, wo unter der uralten Drususbrücke die Nahe hervorströmt, rechts Rüdesheim am Ufer hin. 500 Schritt oberhalb des Binger Loches liegt, wie eine Geisterresidenz, düster einsam, von schäumenden Wellen umbraust, die viereckige Warte des Mäuseturms, deu der Sage nach Erzbischos Hatto vou Mainz erbauen ließ, um sich vor ver- solgeuden Mäufefchareu zu retten. Gegenüber liegt Bnrg Ehrenfels, der schönste Anfang der sich nun anfthnenden romantischen Ritter- bnrgenwelt. Rechts von dem Kessel von Bingen steigt der Niederwald ans; an seinem Anstiege erhebt sich das herrliche Siegesdenkmal, von allen Seiten her weit sichtbar. (Siehe Titelbild.) Auf dem linken Ufer über Bingen sieht die Ruine Klopp iu das Rheingau und das Nahethal. Auf dem Rochusberge steht die Rochuskapelle mit einem von Goethe geschenkten Altarbilde. Auf dem linken Ufer der Nahe liegt der Rupertsberg, auf dem St. Hildegard eiu Kloster gebaut, auf dem rechten der Scharlachkopf, wo der Scharlachberger wächst. Unten auf dem Strome herrscht der regste Verkehr. Dampf- schisse fahren hinab und hinauf; ihre Verdecke sind mit Reisenden ge- füllt. Zwischeu Rüdesheim und Bingerbrück fahren Dampffähren und Kähne herüber und hinüber. Am rechten Rheinufer auf- und ab- wärts, am linken Rheinufer auf- und abwärts, vom Bahnhof Binger- brück ins Nahethal hinein führen Eisenbahnen, stets sieht man Züge kommen und gehen. Und dies alles mitten in einer der schönsten landschaftlichen Scenerien Deutschlands, in einer Gegend voll heitern Lebens. Wir setzen unsere Fahrt auf dem 230 m breiten Rheine fort. Die Schieferhöheu des Ufers häugen mit jähen Felsenmassen über den Strom, selten haben sie Gesträuch, uoch seltener Wald, dafür desto mehr Reben, die der Strom „mit grünlicher Woge kühlet". Kaiser Probus soll durch seine Soldaten in müßiger Zeit sie zuerst gepflanzt haben. Mit unsäglicher Mühe hat man die steilsten Ufer hinan, befouders auf der rechten Seite des Stromes, Terrassen von Mauern aufgeführt, und auf diesen die Reben gepflanzt; ohne diese Mauern, wie bald würde Regen und Schneewasser die wenige Erde samt den Pflanzen in den Strom spüleu! Auf die liebliche Idylle
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