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1. Geographische Charakterbilder aus Europa - S. 207

1888 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Sevilla. 207 Stile gehalten ist. Das Ganze des Turmes macht mit einem Worte ein recht gefälliges Bild, aber es ist eine große Übertreibung, wenn man die Giralda als ein Wunder der architektonischen Schönheit ausschreit. Man ersteigt die Giralda auf einem Wendelgange, dessen Fall so sanft ist, daß er die Stufen überflüssig macht. Mau könnte ohne die mindeste Schwierigkeit auf den Turm hinanfreiten und selbst hinauf- fahren, weuu der Gang für einen Wagen breit genug wäre. Obeu auf dem Glockenstuhle hat man die Aussicht über eine unermeßliche, aber durchaus nicht interessante Landschaft. Die Ebene von Sevilla bietet dem Auge sehr wenige Haltepunkte dar, und ihr Horizont ver- schwindet beinahe nach allen Seiten hin in ungewissen, charakterlosen Linien. Nur in der Richtung des Gnadalqnivir hat die Landschaft einen etwas lebeudigereu und beredteren Ausdruck. Das jenseitige rechte Ufer des Flusses eutlang läuft ein wohlbebauter Höhenzug, auf dessen Abhänge und vor dessen Fuße weißglänzende Dörfer und Städte mit Kornfeldern, Olivenpflanzungen und zahlreichen Baumgruppen ab- wechseln, währeud zwischen der Stadt und jenen Hügeln der breite Strom, von Alleen und Fruchtgärten beschattet, sich in sanften Schlangenwindungen dahinzieht. Das Bild des Flusses mit seinen Umgebungen mag durch die nichtssagende Miene der übrigen Land- schaft sehr gehoben werden, aber es ist auch an sich anziehend und malerisch. Der Blick auf Sevilla selbst ist von der Giralda aus uicht ganz befriedigend, weil dieser Turm fast am äußersten Ende der sehr umfangreichen Stadt liegt. Mehrere der ansehnlichsten össent- lichen Gebäude befinden sich indessen just zu den Füßen der Giralda, wie die Kathedrale, deren Plan man erst von dort oben herunter voll- kommen begreift; weiter links die berühmte Tabaksfabrik mit ihren endlosen Fa<zaden und unzähligen Höfen, südwärts der Alcazar mit seinen hohen Mauerzinnen, seinen Festungstürmen und seinen herrlichen Gärten. Sevilla ist das spanische Rom, wenn auch ein Rom im kleinen. In keiner Stadt des Landes vereinigen sich wie hier die Denkmäler des Altertums mit den Schätzen der Kunst und mit den Schönheiten der Natur. Dazu kommt bei den Sevillanern eine feine Weltsitte, ein heiterer, geselliger Geist, eine Anmut und Eleganz des Lebens, wie man sie im gleichen Grade im ganzen übrigen Spanien nicht findet. Die Reste des römischen Altertums siud sehr zahlreich in Sevilla und dessen nächster Umgebung. Die Mauern der Stadt mit ihren spitz auslauseudeu Zinnen und ihren unzähligen Türmen gelten
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