1897 -
Leipzig
: Wachsmuth
- Autor: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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durch die mächtigen Hallen. Seevögel kreisen in beständiger Unruhe um die
roten Säulen und nisten in den dunklen Grotten; hin und wieder tauchen
auch Seehunde auf. Viele der Klippen, besonders die, welche nur bei tiefer
Ebbe ans dem Meere emporragen, bringen den. sich nahenden Schiffen große
Gefahr und haben schon manchem den Untergang bereitet; sie gewähren aber
auch der Insel selbst großen Schutz, indem sie als ein natürlicher Wogenbrecher
den Hanptanprall der brandenden Wellen von ihr fernhalten. Ans diesem
Grunde zeigt denn auch die durch reiche Klippenbildnng und die vorliegende
Tune geschützte Ostseite des etwas einförmige Bild einer steil abfallenden Wand.
Jede einzelne Schicht des Felsens läßt sich am ganzen Umfange der
Insel mit den Angen deutlich verfolgen, weil jede einzelne aufs bestimmteste
bezeichnet wird durch den Wechsel ganz entgegengesetzter Farben, der intensivsten
Töne von Rot, Blau, Grün und Grau, die überhaupt an Felsmassen vor-
kommen können. Selbst das Auge des Eingeborenen ist nicht abgestumpft
gegen den Reiz der Farben, ans denen sich ihm sein Landschaftsbild webt;
er wählte diese Farben als Wahrzeichen seiner Heimat und deutet sie durch
den schon alten Spruch:
Grön is det 'Sunn,
Road is de Kant,
Witt is de Sunn;
Teet is det Woapen
Van't „hillige Lunn."
Das Oberland hat die Gestalt eines stumpfwinkeligen, von Südost nach
Nordwest gerichteten Dreiecks, dessen stumpfer Winkel nach Osten zu liegt.
Die größte Längenerstrecknng an der Nordwestseite beträgt etwa 1600 in,
die größte Breite etwa 500 in. Ein Fremder erblickt in dem Oberlande
nur ein kleines, ebenes Tafelland, für den Helgoländer aber ist es eine
abwechselungsreiche Landschaft mit Hügeln und Thälern, die alle ihre besondereit
Namen haben. Die Fläche des Oberlandes ist, abgesehen von dem zweiten
Stadtteile, dessen Häuser sich an der Ostecke dicht zusammendrängen, nur
mit magerem Acker- und Weideland bedeckt. Das Ackerland trägt neben einer
spärlichen Ernte von Gerste und Hafer nur noch Kartofselnz, die Grasweide
nährt außer einigen Kühen nur noch Ziegen und an 140 Schafe. Bäume
und Sträucher gedeihen nur vereinzelt im Schutze der Gebäude und Planken;
der mächtige Sturmwind, vor dem sich selbst die kräftigsten Lotsen beugen
müssen, indem sie nur ans allen vieren fortzukriechen vermögen, schont sie im
Freien ebensowenig wie die Ähren des spärlich wachsenden Kornes. Im
übrigen ist das Klima ein der Pflanzenwelt recht günstiges; denn infolge der
0 „Kartofselallee" heißt darum der Hauptweg nach der Nordspitze.