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1. Aus dem Deutschen Reiche - S. 55

1897 - Leipzig : Wachsmuth
— 55 —- In welcher Weise vermag nun aber das Meer eine Küste zu verändern? Jede Küste befindet sich nach Pfafss trefflichem Ansspruche im Belagerungs- zustände, aber trvtzdem finden wir überall Küstenstellen, die vorwiegend unter Zerstörung leiden, neben anderen, deren Beründerung hanvtsächlich durch Anschwemmung erfolgt. Unter den zerstörenden Kräften ist die Brandung jedenfalls die mächtigste. Indem die brandende Woge an eine steil ins Meer abfallende Felsen wand schlägt, preßt sie die in den Spalten befindliche Luft zusammen und lockert dadurch das Gefüge. Zieht sie sich zurück, so wird die Luft nachgefogen und kleine Gesteinsteilchen werden dadurch herausgeführt. Durch den Stoß der Brandungswelle werden auch kleine und größere, durch die Einwirkung des Wassers mechanisch gelöste oder chemisch zersetzte Teile vom Felsen losgelöst. Die feineren Zerstörungsprodukte dienen der brandenden Woge nun gleichsam alsfeile, um durch wirksamere Reibung auch das feste Gestein innerhalb seiner Bahn abzuschleifen, die gröberen werden als Wurfgeschosse gegen die Felswand geschlendert („Artillerie des Meeres") und äußern auf diese Weise einen gewaltigen Einfluß. Auf diese Weise entsteht an der Steilküste in der Brandnngsebene eine hohlkehlenartige Ver- tiefung. Durch sie wird die über ihr befindliche Felswand ihrer Stütze beraubt und stürzt endlich iti einzelnen Teileii nach. So tritt auch oberhalb der Zerstörungszone die Küste immer weiter ziirück, und es entsteht bei positiver (d. h. vom Erdmittelpunkte sich entfernender) Verschiebung der Strandlinie eine schief von der Küste gegen das Inland ansteigende Abrasionssläche. Diese durch die anstürmende Brandungswelle verursachte Zerstörung schreitet freilich nicht überall auf gleiche Weise fort, sondern erfolgt meyr oder miiider schnell liach der Stärke der Brandung und der Widerstandsfähigkeit und Lagerung des Gesteins. Am augenfälligsten ist die Wirkung dort, wo feste Schichten (Granit, Gneiß, Syenit, Basalt u. s. w.) von einzelnen Streifen weicheren, nachgiebigen Gesteines (Kalkstein, Mergel, Sandstein u. s. w.) unter- brochen werden oder wo weiche Gesteine vorherrschen und nur hin und wieder ein härterer Gesteinsgang besseren Widerstand zu leisten vermag. Dann werden Höhlen und Thore geschaffen und bleiben Türme und Pfeiler übrig, wie wir sie auf unserem Bilde au Helgolands Westküste sehen. Über kurz oder laug freilich siegt das Meer über jedes Hindernis, nur werden recht spät gestürzte Insel- pfeiler sehr oft als blinde Klippen den Schiffen nur noch gefährlicher. Auch Flachküsten fallen der Meereserosiou zum Opfer (Nordseestrand!); aber nicht unablässig wirkt hier die Brandung zerstörend, sondern haupt- sächlich nur bei Windstau, wenn das Meer weite Gebiete überschwemmt. Zerstörung und Neubildung gehen an der Küste Hand in Hand. Die auf
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