1897 -
Leipzig
: Wachsmuth
- Autor: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Masserberg und Neustadt, Holzschnitzerei (Haus- und Küchengeräte) in Böhlen
und Kursdorf, Muldenhauerei in Breiteubach, Altenfeld und Gillersdorf, Spiel-
warenfabrikationh in Breitenbach.
Neben der Holzwarenindustrie bildet die Gewinnung von Steinen und
Erden einen bedeutsamen Erwerbszweig, insbesondere bieten zahlreiche Schiefer-
brüche Beschäftigung. Im Schwarzagebiete werden Schieferbrüche ausgebeutet
vor allem in Unterweißbach (4 km südwestlich von Schwarzburg) und in
Döschnitz (reichlich 4 km südöstlich); auch in der unmittelbaren Nähe von
Schwarzburg (etwa 1 km östlich) ist ein Schieferbruch, der einen Teil der
Bewohner des Ortes beschäftigt. In Unterweißbach werden jährlich ungefähr
30000 Centner Dachschiefer bearbeitet, in Döschnitz werden Millionen von
Griffeln gebrochen. Während früher die Bearbeitung des Griffelschiefers fast
nur im Hause geschah, arbeitet man jetzt in Hütten, die in und an den Brüchen
stehen. Der Schiefer wird zunächst gebrochen, dann in der Richtung, in der
er schlecht spaltet, in Platten von der Dicke eines Schieferstiftes gesägt und
endlich mittels des Spalthammers in die Rohstifte zerspalten. Das Runden
der Griffel geschieht dadurch, daß der vierkantige Rohstift auf ein scharf-
kantiges Eisen mit runder Öffnung aufgesetzt und durch einen Druck hindurch,
getrieben wird. Beteiligt ist bei der Herstellung der Griffel in den meisten
große für Safran, kreuzergroße für Pillen, mittlere für Pomade, Wichse und Schwefelhölzer,
größere für Arzneigläser; ein gewandter Junge vermag in fünf Minuten aus den dazu
gespaltenen Brettchen 700 Deckel auszumeißeln."
0 Für fast sämtliche Spielwaren ist Thüringen ein Hauptproduktionsgebiet: un-
gemein ausgedehnt ist die Fabrikation von Spielwaren aller Art, von Puppen u. s. w.
vor allem im Meininger Oberlande (in Sonneberg und dessen Umgebung), im Lame
dieses Jahrhunderts hat sie aber auch im nordwestlichen Thüringer Walde (in
Waltershausen und den umliegenden Ortschaften) tiefe Wurzeln geschlagen. Die „Sonneberger
Waren", mögen sie nun aus Papiermasse, Holz, Thon, Glas, Porzellan oder Schiefer be-
stehen, haben sich die Welt erobert, sie wandern nach allen Weltteilen, kein Palast, keine
Hütte ist ihnen verschlossen. Nur durch die weitgehendste Arbeitsteilung und die aus ihr
entspringende staunenswerte Fertigkeit wird es möglich, viel, gut und fabelhaft billig zu
arbeiten. Kaum ein anderes deutsches Gebiet hat auf gleichem Raume eine gleich
große Mannigfaltigkeit der Gewerbe auszuweisen wie gerade der Thüringer
Wald. Zahlreich sind die Glashütten für Tafel- und Hohlglas, sowie die Werkstätten,
in denen die geschickten Hände der Waldbewohner Perlen, Tier- und Menschenaugen,
Thermometer und andere physikalische Instrumente, Christbaumschmuck und tausend andere
zierliche Dinge in hoher Vollendung herstellen. Eine Hauptbeschäftigung vieler Waldorte
ist die Bereitung des Porzellans und dessen Verarbeitung zu allen möglichen Nutz-,
dlipp. und Spielsachen! Daneben sind außer den auch im Schwarzagebiete verbreiteten Ge-
werben noch folgende wichtig: die Ruhlaer Bevölkerung arbeitet Tabakspfeifen und Spitzen,
Suhl fertigt Gewehre, der Kreis Schmalkalden Kleinschlosserwaren: auch die Wnrstfabrikeu
und Bierbrauereien sind von erheblicher Bedeutung.
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