1897 -
Leipzig
: Wachsmuth
- Autor: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Fällen die ganze Familie: dem Vater füllt anßer der Brncharbeit das Be-
hauen, Sägen und Spalten des Steines in Rohgriffel zu, das Runden, Sor-
tieren u. s- w. besorgen Mutter und Kinder. Die Wochenleistung einer
Familie betrügt 20 bis 25000 Griffel; der Preis für das Taufend schwankt
zwischen 8o und <90 Pfennigen.
Wie erklärt sich nun der eigentümliche Verlauf des Schwarzathales. wie
die Entstehung der Thäler überhaupt.
Die Thäler — das lehrt schon ihre geographische Verbreitung — sind
Werke des rinnenden Wassers. Gewiß haben tektonische Vorgänge, also
einfache Schichtenneiguug oder Schichtenstörungen im Sinne der Faltung und
des Bruches, dem fließenden Wasser stets zuerst die Richtung der Strömung
angewiesen, aber in seltenen Fällen haben sie die heute sichtbaren Hohlsormen
der Thäler unmittelbar geschaffen. Dies ist wesentlich das Werk der Erosion,
deren Wirkung mittelbar wieder von Krustenbeweguugen beeinflußt ist; denn
durch diese wird das Gefälle der erotierenden Kraft in einem Falle verstärkt,
im anderen gelähmt, und es werden durch sie Schichten verschiedener
Härte und Abtragbarkeit dem Angriffe der erodierenden Kraft zugänglich ge-
macht. Die ersten Anfänge der Thalbildung durch Erosion können wir nach
jedem Regengüsse beobachten. Das abfließende Wasser schasst sich da im
lockeren Boden Rinnsale, die sich — je nach der Steilheit der Oberslächen-
neigung — direkt oder auf Umwegen (und mit anderen vereinigt) an den
Fuß des Gehänges hiunnterziehen.
Würden die Flüsse vom Ursprünge bis zur Mündung auf glatten
schiefen Ebenen sich bewegen, so wäre ihr Lauf ein völlig geradliniger. Aber
diese Bedingung wird in der Natur nirgends erfüllt. Mannigfache Hinder-
nisse oft unscheinbarer Art sind vorhanden, und da das fließende Wasser
stets den tiefsten Punkt aufsucht, so behält es (und mit ihm das Thal) selten
ans größere Strecken seine Richtung bei, sondern wird häufig von seinem
geraden Laufe abgelenkt und gezwungen, in schlangenartigen Windungen
(Serpentinen) sich zu bewegen. Bei aller Gewundenheit des Verlaufes aber
im einzelnen beharrt der Fluß doch bei seiner mittleren Richtung. Jene
Windungen werden um so zahlreicher, je geringer das Gefälle ist?)
Die Ursache dieser Schlangenwindungen der Flüsse (und mit ihnen ver-
schiedener Thäler) liegt in der Schlängelung des Stromstriches, der Linie, in
0 Es darf hierbei nicht übersehen werden, daß viele Thäler, z. B. auch das der
Schwarza, ihren Ursprung auf Zeiten zurückführen, in denen das Bodenrelief ihrer Um-
gebungen ein vom heutigen beträchtlich verschiedenes war.