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1. Aus dem Deutschen Reiche - S. 138

1897 - Leipzig : Wachsmuth
138 wenigstens einen Teil des großen Rnndgemäldes entschleiert. Die fernsten sicher erkennbaren Angenziele sind der Altvater (126 Km), der Weiße Berg bei Prag (121 Kni), der Milleschaner bei Teplitz (130 Km) und die Höhen des Erzgebirges bei Zinnwald und Einsiedel (150 Km). Schmäler ist der übersehbare Ranm nordwärts hinans in die Ebene: man erkennt aber dentlich die flache Scheitelwölbnng des Zobten (81 Km). „Aber anziehender und lehr- reicher als das Erspähen der fernsten Ziele ist dem Besncher des Koppen- gipfels der Eindrnck der näheren Umgebung, der Niederblick in die drei tiefen Gründe, die den Sockel des Koppenkegels derartig ans dem Znsammenhange mit der Nachbarschaft heransschälen, daß seine schon in der Ferne kenntliche landschaftliche Selbständigkeit eine noch schärfere Betonnng erfährt. Mit Böschungen von 35 bis 40° fallen die von lockeren Gesteinstrümmern bedeckten Lehnen des Gipfels nordwärts in den 500 m tieferen Melzergrnnd, westlich in den 650 m tieferen Riesengrnnd. Beider Wnrzeln nähern sich soweit, geläufige Nebelzeichen in seine Liste einzutragen; nur am 15. lüstete sich ans einige Stunden der Wolkenvorhang, der ihn von der Welt den ganzen Monat über schied. — Unter solchen Verhältnissen wird d e r N e b e l l an g e W o ch en h i n d u r ch d i e b e h e rrs ch e nd e W i tt e r u n g s. erscheinung . . ., und oft ist er ein strenger, mit etfigem (griffe alles L ebende bändigender Herr! Denn bei sehr niedriger Temperatur bildet treibender Nebel an allen Gegenständen, an die er angeweht wird, einen festen Niederschlag, den Rauhreif oder tvie man im Riesengebirge ihn nennt, den „Oaraum" (Anranm) . . . Dem Wanderer überzieht der Nebelsturm die zugekehrte Wange irnd die Handoberslüche mit einem sich immer erneuernden Eishäutchen; der Bart wird erst mit zartem Reife verkleidet, bald aber unter der wechselnden Wirkung des tauenden Atems und des schneidigen Windhauches in einen starren Eiszapfen verwandelt. An den Stangen, welche für trübes Wetter und Schneegestöber die Wegrichtnng bezeichnen (Siehe auch S. 145), wächst den: Winde entgegen eine Rauh- reiffahne; binnen wenigen Stunden sehen sie wie Bretter aus, die durch den Anflug immer neuer erstarrender Tropfen auf der Windseite immer größere Dicke, aber zugleich ein lockereres Gefüge erhalten. So zahlreich heften zarte Federn und durchbrochene Spitzen- säume schnell wachsender Eisgewebe sich aneinander, daß die Ansicht des in Fortentwickelung begriffenen Fahnenrandes auf der Windseite dem Einblicke in einen tiefen, vielblätterigen Blumenkelch ähnelt. Erst der Wechsel von Schmelzung und Wiedergesrieren macht die Er- zeugnisse des Rauhreifs fester und plumper. Die Windfahne der Koppe wird zu einem wunderlichen Eisklumpen, ... der Telegraphendraht wurde bis zum Zerreißen mit Eis behängen, sodaß man vorzieht, ihn vor Winters Einbruch abzunehmen. Bäumchen gewinnen für ihre eisbeschwerten Äste eine Stütze in Eissüulchen; manchmal aber verwandeln sie sich auch in nahezu formlose Eisklötze . . . Man muß auf Winterwanderungen im Gebirge diese wunderlichen Eispfeiler, zu denen vereinzelte Fichten sich umgestalten können, gesehen haben, um zu begreifen, daß dieser Rauhreif mehr als die Schneefülle das Gedeihen des Bauniwuchses auf dem Gebirge hindert und ein Empordringen der Baumgrenze in höhere Lagen verwehrt." Joseph Partsch, Schlesien. Eine Landeskunde für das deutsche Volk auf wissenschaftlicher Grundlage. Breslau 1896, Ferdinand Hirt. 1. Teil: Das ganze Land. Seite 235 bis 237.
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