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1. H. 1, Abt. 1 - S. 65

1904 - Leipzig : Wachsmuth
65 ein Bewußtsein von der ganzen ungeheuren Masse des hier ver- wendeten Baumaterials dämmert in nns auf. Wir sehen hinauf in den Wald der Strebepfeiler und in die Menge der kühn geschwungenen Bogenwölbungen, bewundern die Phantasie, die sich in den zu Wasserspeiern gemodelten Ungetümen und sagenhaften Unholden ausspricht, und betrachten staunend das zierliche, mannigfaltige Blattwerk, das die Fialen umzieht, die Blüten und Früchte, die die Gesimse schmücken,1) und die gewaltigen Figuren, die die Aufsätze der Strebepfeiler zieren. Weitere 98 Stufen der Wendeltreppe führen uns auf die am Fuße des Daches liegende oberste Galerie, die in einer Länge von 500 m den Bau umfaßt. Von der Groß- artigkeit der einzelnen Teile, die von unten in den zierlichsten Ver- hältnissen erscheinen, gibt nichts eine klarere Anschauung als der den First des Daches krönende vergoldete Kamm und das die äußerste Spitze des Chores schmückende Kreuz. 94 Stufen geleiten uns zu der etwa 75 m hoch gelegenen offenen Galerie des in Eisen konstruierten Mittelturmes, die dem Auge eine unermeßliche Aussicht darbietet. Nochmals begeben wir uns auf die Wanderung. Im Innern eines Turmes steigen wir auf einer Wendeltreppe empor; ein Kreis reiht sich an den andern, kein Ende dieser Schnecken- windungen ist abzusehen. Manchen überkommt ein Anflug von Schwindel, wenn er sich in der engen Steinröhre dieser Turmtreppe gleichsam emporschraubt. Bei der Galerie unterhalb des Helmes treten wir hinaus, und eine entzückende und zugleich überwäl- tigende Fernsicht öffnet sich uns nun. In der Tiefe ruht die Stadt; wir schauen über die Spitzen der höchsten Türme hinweg. Ueber uns erblicken wir die unten so zierlich erscheinenden Kreuzblumen in stattlicher Größe. Werfen wir noch einen Blick auf den Riesen- bau selbst, der jetzt unter uns liegt, so erkennen wir in den großen Dachrücken des Mittel- und des Querschiffes, die die Dächer der vier Seitenschiffe um das doppelte überragen, deutlich und klar das riesenhafte Kreuz, das die Grundform der ganzen Anlage bildet, und lernen verstehen, ‘wie sich der ganze Bau aus dieser Kreuzesform mit seinen Massen erhebt und dann in immer luftigerem Aufbau emporwächst. Nicht minder großartig als der Anblick von außen ist der, den der Besucher im Innern empfängt. Der gewaltige Raum ist ganz 1) So an der der Sonne zugewendeten Südseite; an der im Schatten liegen- den Nordseite bestehen die Verzierungen in entlaubten Ästen und Zweigen.
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