1904 -
Leipzig
: Wachsmuth
- Autor: Weigeldt, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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der im Sonnenglanze schneeweißen Düne zu. Auf Rädern ruhende
und in das Wasser vorgeschobene Brücken ermöglichen die Aus-
schiffung. Auf der Düne angekommen, nimmt man in einem der
zweirädrigen grünen Badekarren Platz, die als fahrbare Zellen an
dem herrlichen Badestrande mit seinem festen, stets steinfreien
Sandgrunde bereit stehen. Bald hat man sich seiner Kleider ent-
ledigt, und schon wird der Karren von kräftigen Fäusten bis knapp
ans Wasser geschoben, so daß nur wenige Schritte nötig sind, um
sich der Salzflut in die Arme zu werfen. So oft eine breite, schaum-
gekrönte Woge einherrollt, begräbt sie einen für einen Augenblick,
gleich darauf taucht man wieder empor, um Brust und Arme
gekräftigt zu regen in dem rauschenden, brausenden Gischt. Ein
solches Bad hat etwas ungemein Erfrischendes und Nervenstärkendes.
— Dann geht es wieder in die stille Klause mit den zwei Rädern,
man klingelt, und der Karren setzt sich abermals in Bewegung
Wieder angekleidet wendet man seine Schritte einer der beiden
Gastwirtschaften zu und läßt sich das zweite Frühstück munden.
Dann pilgert man hinüber aut die andere, südöstliche Seite der
Insel, sitzt in den wunderlichen geflochtenen Strandkörben, vor
Wind und Sonne gedeckt, oder streckt sich in den weißen, von der
Sonne erwärmten Sand hin und beobachtet das Spiel der Wellen.
Doch darf man die Rückfahrt nicht vergessen; denn um zwei Uhr
geht das letzte Boot von der Düne ab. Bald danach sind alle
Badegäste wieder auf der Hauptinsel versammelt, um die Ankunft
der Dampfer zu erwarten und die „Lästerallee“ zu beiden Seiten
der Landungsbrücke bilden zu helfen, die die Ankommenden zu
passieren haben. Kurze Zeit darauf findet die stets ungeduldig
erwartete Ausgabe von Briefen und Zeitungen statt. Später spielt
die Badekapelle am Strande, und abends ist wieder Konzert im
Konversationshause und spielt eine Schauspielertruppe in dem kleinen
Theater. —
Helgoland, früher zu Schleswig gehörend, 1807 bis 1890 in
englischem Besitze, jetzt preußisch1), umfaßt insgesamt einen Flächen-
9 Kann man auch die Besitzergreifung dieses alten deutschen Eilandes
(vergl. S. 71) aus nationalen Gründen mit Freude begrüßen, so darf man doch
nicht vergessen, wie teuer sie erkauft worden ist. Der deutsch-englische
Vertrag vom 1. Juli 1890 bildet für alle Zeiten einen dunklen Punkt in
in unserer Kolonialgeschichte, und sein Endergebnis läßt sich dahin zusammen-
fassen, daß wir nichts Wesentliches gewonnen, wohl aber sehr viel verloren haben: