1907 -
Leipzig
: Wachsmuth
- Autor: Weigeldt, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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des Bodens befördern mehr als anderwärts das Gedeihen des pflanz-
lichen Lebens. Daher werden auch hier die Wiesen zweimal des
Jahres gemäht und einmal abgeweidet1); bei den übrigen findet
nur eine einzige Behauung statt, und dabei gleicht das erhaltene
Heu an Güte auch nur dem Grummet jener.
In 500 bis 600 m Meereshöhe beginnt die Region der Vor-
berge, in der der Nadelwald die Physiognomie der Landschaft
beherrscht. Feuchter, schwellender Moosteppich, voll von zierlichen
Waldpflanzen und wirrem Heidelbeer- und Farngestrüpp, bildet,
unterbrochen von wild umherliegenden Felstrümmern, einen präch-
tigen Untergrund für die schlank aufstrebenden, aber schon in
Manneshöhe von kräftigen Zweigen umgrünten Stämme mit ihren
langen zottigen Moosbärten und den dichten Wipfeln, die mit den
schäumenden Wassern um die Wette rauschen. Der bevorzugte
Vertreter des Nadelwaldes ist von jeher und wird immer mehr
und mehr die Fichte. Als treuer Begleiter mischt sich in allen
Höhenlagen in ihre Bestände die Eberesche, und auf günstigerem
Boden bildet oft ansehnliche Inseln die Rotbuche. Anmutig
quellen dann ihre lichteren Farbentöne hervor aus dem düsteren
Waldesgrün.
In etwa 1250 m Meereshöhe erreicht der hochstämmige Wald
seine obere Grenze, es beginnt die Region des Hochgebirges.
Die Bäume stehen nun weniger dicht und nicht mehr frei und
stolz zum Himmel strebend; ihre Stämme verlieren den geraden
Wuchs, krümmen sich unter dem Drucke der winterlichen Schnee-
last (S. 122 Anm. 2) zusammen und beginnen mehr radial mit
langen Ästen sich auszubreiten, oft haben ihnen Sturm und Schnee
die Krone geraubt. Senken sich die Äste zu Boden und treiben
sie, wieder Wurzel greifend, neue niedrige Stämmchen empor, so
entsteht eine ausgebreitete, zweighafte Fichtenfamilie. Als charakte-
ristischer Vertreter des Baumwuchses tritt die Krummholzkiefer
(Pinus pumilio) auf, gewöhnlich als Knieholz bezeichnet. Ihr
Stamm wächst zuerst gerade aufwärts, bald aber legen sich die
Äste nieder und entwickeln ein radiales Wachstum, so daß einzelne
Büsche mit ihren weit um sich greifenden und bisweilen neu Wurzel
schlagenden Zweigen runde dichte Strauchmassen von 20 m Durch-
messer bei 1 bis 3 m Höhe bilden. Dabei ist alles, Stamm, Äste
!) Eine gleiche Ergiebigkeit zeigen die Wiesen der in ihrer Lage mit den
Sieben Gründen übereinstimmenden Gegenden des Aupa-, Elb- und Isertales.