1907 -
Leipzig
: Wachsmuth
- Autor: Weigeldt, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und Zweige, von Moosen und Flechten umkleidet. Mit dem Knie-
holze zusammen finden sich zahlreiche Alpenpflanzen. Sie verleihen
den fahlen, gelbgrünen Hochweiden wenigstens stellenweise einigen
Schmuck und kommen endlich allein noch auf den höchsten Gipfeln
vor. ln ungezählter Menge erscheint das goldige Hieracium alpinum,
den Wanderer mit seinem gelben Scheine weithin erfreuend, und
mit rosenrotem Teppich überzieht die Gebirgswände die liebliche
Primula minima. Kein anderer Teil des deutschen Mittelgebirges
hat einen so ausgeprägt alpinen Charakter wie das Riesengebirge;
das empfindet auch der Wanderer an sich selbst, wenn er auf der
Höhe des vegetationsarmen Kammes in der kühlen, stark bewegten,
mäßig trockenen Luft dahinschreitet.
In jene weit gedehnten Hochflächen, auf deren fahlgrünen
Matten von kurzem, hartem Grase die Strauchmassen der Krumm-
holzkiefer als dunkle Flecken sich scharf abheben, schieben sich
oft Moore, kenntlich an den wehenden weißen Flockenbüscheln
des Wollgrases. Sie finden sich besonders auf den breiten Rücken
und Hochebenen der Oberfläche. Die Flachheit der Bodenform und
die anhaltende Durchfeuchtung mit dem Schmelzwasser des Schnees
und den reichen Niederschlägen des Sommers begünstigen ihre
Bildung in hohem Maße. Namentlich sind flache Einsenkungen und
breite Talmulden mit wenig ausgesprochener Neigung des Bodens
für die Moorbildung geeignet. In diesen Vertiefungen wird näm-
lich das Schmelz- und Regenwasser festgehalten. An dem Rande
solcher stehender Gewässer siedeln sich dann zahlreiche Wasser-
moose, vor allem das Sumpf- oder Torfmoos (und gemeines Borsten-
gras) an, und sie wachsen von ihm aus nach der Mitte des Wasser-
spiegels. So entsteht allmählich eine Moosdecke, die im Laufe der
Zeit den Wasserspiegel ganz verschließt, dabei aber auch immer
mehr an Dicke zunimmt und auf ihrer Oberfläche anderen, an-
spruchsvolleren Sumpfgewächsen (Seggen und Wollgras, auch Torf-
heide) einen geeigneten Ansiedelungsplatz gewährt. Den Torf
bildenden Pflanzen folgen die Torf liebenden. Indem nun aber
dieses schwimmende Land die ursprüngliche Mooshaut, nicht bloß
in der Breite, sondern auch in die Dicke wächst, senkt es sich
unter den Wasserspiegel, aber nur so weit, daß die auf dem ver-
modernden Moose von neuem wachsenden Pflanzenarten noch über
den Wasserspiegel emporragen. Werden nun diese neuen Ansiedler
größer, so wird auch die schwimmende Moosdecke wieder schwerer;
wieder sinkt sie tiefer in das Wasser, verfault und gewährt einer