Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. H. 1, Abt. 2 - S. 130

1907 - Leipzig : Wachsmuth
130 Stubeneingange gegenüber eine Tür in den geräumigen Stall; eine zweite Tür, durch die das Vieh ein- und ausgeht, ist an der Vorder- seite des Hauses angebracht. Hinter dem Hausflure liegt die Milch- kammer, die sich zum Teile schon dem kühlen Boden der an- lehnenden Bergwand anschmiegt. Durch sie wird das klare, kalte Wasser einer Qelle geleitet, um die aufbewahrten Vorräte in mög- lichster Frische zu erhalten. In einem langen hölzernen Troge schwimmen da Zinkgefäße mit Milch und Holzwännchen mit Butter, auf seinem breiten Bande aber stehen Bretter mit dem bekannten Koppenkäse, der nur aus Kuh- und Ziegenmilch bereitet wird, ohne jede Zutat von Kräutern. Das abfließende Bächlein ergießt sich seitwärts der Baude in einen Trog, den ein ausgehöhlter Baum- stamm bildet, an den die heimkehrenden Herden zur Tränke ge- führt werden und aus dessen oberer Einflußröhre das Wasser zr.m täglichen Gebrauche entnommen wird. Der Dachraum oder Boden dient zur Aufbewahrung des Futtervorrates und gewöhnlich auch als Schlafstätte der erwachsenen Kinder und des Gesindes. Der Aufgang zu diesem Bodenräume führt meist durch eine Giebeltür vermittelst einer Leiter, mitunter an der Bergseite über einen höl- zernen Steg. So ist die Baude in ihrer ursprünglichen Weise; all- mählich aber hat sich mit dem zunehmenden Fremdenverkehre aus mancher derselben ein förmlicher Gasthof herausgebildet, mit einem geräumigen Gastzimmer und zahlreichen, freilich stets sehr kleinen, im oberen Stockwerke gelegenen Schlafkammern, deren jede einige Betten aufweist. Indes ist die wahre Natur der Baude dadurch nur in seltenen Fällen ganz verwischt; ein Rest erfreulicher Ein- fachheit und Urtümlichkeit geblieben. Man unterscheidet Winterbauden und Sommerbauden. Beide haben im wesentlichen dieselbe Einrichtung, die Sommerbauden sind aber leichter gebaut, denn sie werden nur während der wenigen Monate bewohnt, in denen das Vieh die Hochwiesen abweidet. Die Winterbauden liegen meist dorfmäßig beisammen und haben auch Benennungen wie wirkliche Dörfer, wie z. B. Hain, Baberhäuser, Brückenberg1), Wolfshau und Klein-Aupa. Die Sommerbauden J) Dieses Baudendorf ist berühmt geworden durch „die Bergkirche unseres Erlösers zu Wang“, die auf Kosten Friedrich Wilhelms Iv. aus ihrer Heimat in Norwegen am Wangsee bei Drontheim nach mancherlei Schicksalen hierher übertragen und stilgerecht ergänzt worden ist. Sie ist ein gutes Beispiel jener norwegischen „Stavekirker“ (Holzkirchen), deren bauliches und dekoratives System bis in das zwölfte Jahrhundert hinaufreicht.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer