1901 -
Leipzig
: Wachsmuth
- Autor: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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fällt, ist der Herd. Er befindet sich in der Nähe der Thüre in einer
Vertiefung von einer bis zwei Stufen und ist in einer Höhe von etwa
einem halben Meter halbrund ausgemauert, gerade so weit und hoch, daß.
der mächtige schwarze „Milchkessi", der an einem drehbaren Gestelle darüber
hängt, hineinpaßt. Das Kochgeschirr, das teils nmhersteht, teils hängt,
ist bald aufgezählt: ein paar Milchgatzen und rußige Pfannen und als
einzige Kochschüssel die sogenannte „Dragkehl", an der als natürlicher
Stiel ein Ast angewachsen ist. Den Trank der Almlente verwahrt das-
„Buttermilchmelterl", bei dem ein Schöpfer aus Eisen liegt. Mehr
Geräte hat man zum Buttern und Käsen nötig. Sie stehen auf und
unter den Bänken und zieren auch wohl die Wände.
Der Senne, der inzwischen in Gesellschaft einiger brauner Gesellen^
die sich durch grobe Stöcke als Hüterbuben kennzeichnen, das Mittagsmahl
eingenommen hat, zeigt uns nun auch die übrigen Räumlichkeiten seiner
Hütte. Durch die hölzerne Querwand im Hintergründe führt eine Thür
in die anstoßenden Keller, in deren einem, dem tieferen, die Stotzen —
hölzerne niedere Gefäße — und Schüsseln, mit bester Rahmmilch gefüllt,
in schönster Ordnung aufgeschichtet stehen, während in dem anderen die
Erzeugnisse der Alpe: Butterstöcke, Käslaibe. Zieger u. s. w., verwahrt
werden. Daneben befindet sich noch ein Raum („die Stube"), m d§m
die Almlente schlafen und wohl auch wohnen. Die Ausrüstung der
Schlafstätte bilden ein mit Wildhen ausgestopfter Matratzensack und eine
Schnfwollendecke, mitunter besteht sie auch nur in Schafwolle. Der
Hanptausenthalt des Sennen und der Schauplatz seiner Thätigkeit bleibt
indes doch iminer der Raum, in dem sich der Herd befindet. —
Des Älplers Tagesordnung ist höchst einförmig, Sonntag und
Wochentag die gleiche. Der grauende Morgen trifft die Almleute bereits
ans den Beinen. Etwa um vier Uhr eilt der Senn mit den Hirten
hinaus, um die Kühe in den „Hag"z zu treiben und zu melken. Jeder
hat dabei seine bestimmte Anzahl zugeteilt, die er am Tone der Schellen
erkennt. Unterdessen wird es vollends Tag, und die Sonne steigt über
die Jöcher herauf. Nun wird die schäumende Milch in die Hütten gebracht,
von allen Unreinigkeiten sorgfältig gesäubert und in die Stotzen geschüttet..
Dann zündet der Handbube Feuer an, und der Senn kocht eine kräftige
Brennsuppe, die sich die Hirten wohl schmecken lassen; denn es trifft sich
oft, daß sie mittags zu weit von der Hütte entfernt sind oder das Vieh.
*) So heißt bte stark zerstampfte nächste Umgebung der Sennhütte, mitunter
ein bodenloser Kot.