1901 -
Leipzig
: Wachsmuth
- Autor: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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vorbei thalwärts schiebt Z, so häufen sich die stürzenden Trümmer nicht
zu Schuttkegeln an, sondern werden zu Schuttwällen ausgezogen, die aus
der Seite des Gletschers ruhen. Diese Schnttwülle nennt man Seiten-
moränen. Thalwärts werden sie meistens mächtiger, indem sich das
Material von den ganzen langen Thalhängen und ihren Schnttrinnsalen
nach und nach zu den schon ans den oberen Regionen mitgebrachten
Trümmern gesellt. Seitenmoränen von 10 bis 20 m Höhe sind denn
auch nichts Seltenes.
Liegt die Stelle des Gletschers, wo der Schutt aus ihn gelangt,
unterhalb der Schneegrenze, so bleibt der Schult auf der Gletscher-
oberfläche als Seitenmoräne liegen und wird nur im Winter vorüber-
gehend verschneit. Liegt sie aber im Firngebiete, so wird der Schutt
vom später fallenden Schnee für lange Zeit eingebettet; erst wenn er
ans seinem Wege abwärts unterhalb der Schneegrenze angelangt ist, be-
ginnt er allmähsich herausznschmelzen und erscheint nun ebenfalls als
Seitenmoräne ans dem Rande des Gletschers. So werden Seitenmoränen
oft erst weit unterhalb ihrer Ursprnngsstelle sichtbar.
Schmilzt die Randpartie des Gletschers ab, so können die Seiten-
moränen ganz oder zum Teil aus Felsgrund zu liegen kommen und
damit der Verfrachtung entzogen werden. In diesem Stadium bezeichnet
man sie als Usermoränen.
Wo zwei mit Seitenmoränen beladene Gletscher sich wie zwei Flüsse
vereinigen — wie auf unserem Bilde der mittlere Aletschgletscher mit
dem großen Aletschgletscher —, da legen sich die Seitenmoränen der
zusammenstoßenden Wände am Vereinigungspnnkte nebeneinander und
bilden so einen einzigen Wall, der die Mitte des vereinigten Gletschers
einnimmt, und diesen Wall nennt man dann Mittelmoräne. Sind
freilich die zwei zusammenfließenden Gletscher ungleich stark, wie auf
unserem Bild, so drängt der stärkere den schwächeren gegen die Seite,
und die Mittelmoräne verläuft nicht in der Mitte, sondern seitwärts davon
nach dem kleineren Gletscher hin. In gleicher Weise können sich abwärts
0 „Ein Eisteilchen aus der Mitte des Aletschgletschers, an der Grenze von
Sammelbecken und Eisstrom bei 2789 m zwischen Dreieckhorn und Faulhorn ge-
legen, gebraucht, um die 17 Km Weges bis zum Ende des Gletschers zurückzulegen.
170 bis 200 Jahre; ein Schneeteilchen vom Gipfel der Jungfrau würde etwa
450 Jahre zur Reise bis dorthin gebrauchen" (Heim). Das ergiebt eine mittlere
Geschwindigkeit von jährlich etwa 93 m, täglich 26 cm und stündlich 11 mm und
entspricht ungefähr der Geschwindigkeit, mit der sich die Sitze des Stundenzeigers,
unserer gewöhnlichen Taschenuhren fortbewegt.