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1. Aus den Alpen - S. 61

1901 - Leipzig : Wachsmuth
61 „der sorgenvolle Kaufmann und der leicht geschürzte Pilger — der audächtge Mönch, der düstre Räuber und der heitre Spielmann, der Säumers mit dem schwer beladnen Roß, der ferne herkommt von der Menschen Ländern." Wenn man kleine Strecken dieses 3 bis 5 m breiten Saumweges begeht — man kann das heute noch, namentlich oberhalb Amsteg — und einmal über das andere aus den mitunter recht glatten Granit- und Gneisplatten ausgleitet, so kann mau nur schwer begreifen, wie ehedem ganze Kara- wanen schwer bepackter Saumrosse, „Carotscheu" und Postwageu diesen Weg, oft an schwindelnder Felswand, zurücklegen konnten. Nachdem in den Jahren 1820 bis 1830 die Kantone Uri und der Nähe des Hospizes erfroren aufgefunden. Ein Postkondukteur Ul der Tremola von einer Lawine erschlagen. Hundert Italiener zwischen Hospiz und Hospenthal von einer Lawine weggerissen, davon 95 wieder heil herausgezogen, fünf tot. Solches innerhalb zehn Tagen auf einem begrenzten Teil des Gotthardpasses. Und Osenbrüggen, der uns das meldet, setzt hinzu: „Solche Fälle erregen kaum großes Aussehen!" Sie waren demnach elwas ziemlich Gewöhnliches. A. a. Seite 205 fg. 1) Die Säumer, ein nunmehr gänzlich verschollener Stand, etwa die Fracht- suhrleute des Mitlelalters im Gebirge repräsentierend, umfaßten eine brutale, rohe, gegen alles civilisierte Leben völlig abgestumpfte Menschenktasse. Das zweite Wort, das über ihre Lippen kam, war eine Lästerung oder ein Kernfluch. Der gefahrvolle, äußerst mühsame Berus, sowie der fortwährende Kampf mit den Elementen bildete in ihnen starre Härte und Todesverachtung aus. Die meisten von ihnen erfroren früher oder später Hände und Füße oder wurden sonst am Körper verstümmelt, wenn nicht übermäßiger Genuß geistiger Getränke oder Entzündungskrankheiten sie zeitig ins Grab legten oder der Lawinentod sie jählings ereilte. — Sein Genosse und Handwerksgesell war das Sa u m r o ß , auf das man heutigen Tages noch hin und wieder in den Alpen trifft. Es trägt einen den ganzen Rücken bedeckenden und auf beiden Seiten weit hinabreichenden Holzsattel. An und auf diesen Sattelwerden die Warenballen (von höchstens 150 kg Gewicht), die am besten eine gleichmäßige Gestalt haben, im Gleichgewichte verteilt. Zum Schutze gegen Regen und Schnee wird die ganze Last eine Wach!tuchdecke ausgebreitet, die den Namen des Säumers trägt. Da auf jeder Seite des Packsattels die aufgeladenen Waren ziemlich weit hervorstehen, so bedarf jedes Bergpferd eines breiten Wegraumes, und dieser Umstand nötigt die Tiere nicht in der Mitte, sondern am Rande des Weges zu gehen. Herkömmlich ist es, daß die Saumrosse Maulkörbe tragen; sie sollen das Grasen während des Marsches unmöglich machen und Störungen in der gleichmäßigen Fortbewegung der hinter- einander gehenden Tiere verhindern. Außerdem werden die Tiere mit Glocken ver- sehen, damit einander begegnende „Stäbe", das sind 6 bis 7 Rosse, sich rechtzeitig hören und an den bestimmten Ausweichestellen halten können. Nach H. A. Ber- lepsch, Die Alpen in Natur - und Lebensbildern dargestellt. 4. Aufl. Jena 1885, Herm. Costenoble. Seite 336 bis 330.
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