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1. Aus den Alpen - S. 93

1901 - Leipzig : Wachsmuth
93 den abgelegensten Thalwinkeln mit den Marktflecken und Städten. Es ist fast unglaublich, welche Lasten sie über die rauhen Bergpfade schleppen und wie groß die Tragfähigkeit durch ihre Gewohnheit wird. Die Duxer Bntterträger tragen bis zu einem Zentner der Ware mittels Kraxen übers Wippthal nach Innsbruck. Durch die Hand der Botenleute gehen Kaffee und Zucker der Bäuerin, Kleidungsstücke und Putzsachen der Dirnen, Pfeifen und Tabaksbeutel der Burschen, doch transportieren sie auch Briefe und Pakete, Werkzeuge und Rohmaterialien für Handwerker, ja selbst Arzneimittel gelangen aus diesem nicht allzuraschen Wege zum Patienten im Gebirge. Der Alpenführer, den wir bei den Touristen vor dem Gasthause stehen sehen, ist ganz ähnlich gekleidet wie die Jäger (Vergl. S. 88); über die linke Schulter trügt er aber noch ein Seil, daß er bei schwierigen Partien, besonders bei dem Marsche über Gletscher und Schneefelder, sich und seinen Reisegefährten fest um den Leib bindet (zwischen je zwei Personen etwa 3 m Abstand!), auf dem Rucksacke hängen ihm die für Gletscherwanderungen nötigen Steigeisen, und seine Rechte führt den geradezu unentbehrlichen Eispickel. — Unentbehrlich sind Führer für Hochgebirgstouren, insbesondere für alle Gletscherübergünge. Nur der Neuling mißachtet die Gefahren, die auch bei anscheinend unschwierigeu Touren durch einen Unfall irgendwelcher Art, durch plötzlichen Umschlag des Wetters, einbrechenden Nebel u. a. entstehen können. — Was weiter die Tracht der Tiroler anbelangt, so teilt sie mit der der Alpenbewohner überhaupt das gleiche Schicksal: sie ist im ent- schiedenen Absterben begriffen. Die Zeiten sind vorüber, in denen man die ganze Bekleidung einschließlich der Beschuhung aus selbsterzeugten oder selbstgewonnenem Stosse durch Handwerker im eigenen Hause verfertigen ließ. Dies ist nur noch in ganz abgelegenen Dörfern der Fall. Jetzt, seit der erleichterte Verkehr die Thäler den Warenlagern der größeren Orte nühergerückt hat, kauft sich der Bauer nur zu häufig seinen Kleiderstoff lieber dort, der weibliche Teil der Bevölkerung aber verschafft sich wohlseile aber schlechte Stoffe von den zahlreichen Hausierern, die alle Dörfer und Einöden abstreifen, oder läßt sie sich durch die Bötinnen versorgen. Der alles ausgleichende Einfluß unserer Zeit macht sich somit auch in den Tiroler Alpenthälern geltend, und daher kommt es, daß man jetzt nur noch bei einigen Thälern von einer besonderen Tracht sprechen kann, nämlich einer solchen, die jahraus jahrein getragen wird. Sonst findet man dieselbe nur noch als Feiertagskleid oder bei
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