1903 -
Leipzig
: Wachsmuth
- Autor: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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500 Schritt lang und enthält außer einem herrlich beschatteten Spring-
brunnen und einem Rasenplätze Kasernen, Wachen, eine Münze, ein
Zeughaus, ein Krankenhaus, Bäckereien und einen Marstall. Eine
kleine Allee verfolgend, gelangt man endlich zu der eigentlichen, von
Soldaten und Eunuchen bewachten Serail-Eingangspforte, dem
Mitteltor. Es ist ein Doppeltor; äußerlich zwar mit farbenreichen
Verzierungen und vergoldeten Inschriften geschmückt, birgt es in
seinem Innern die berüchtigte Henkerstube, in der früher die
Großen des Reiches hingerichtet wurden, wenn sie in Ungnade
gefallen waren. Hier mußten auch die fremden Gesandten ver-
weilen, bis sie zur Audienz beim Sultan gemeldet und zugelassen
wurden. Hinter dem Tore öffnet sich der zweite Serailhof. In
ihm befinden sich u. a. 9 Küchen und die Speisekammern des
Sultans, sowie das Gebäude des Thronsaales (oder Saal des Diwans),
in dessen einem Saale der Sultan den fremden Gesandten, durch
ein Gitter von ihnen getrennt, Audienz erteilte, während im an-
deren der Großvezier den Reichsrat (Diwan) abhielt. In den dritten
Hof gelangt man durch das „Tor der Glückseligkeit." Auch in
ihm tritt uns das Bild der Verwüstung entgegen und doch birgt
er überaus Wertvolles, Unschätzbares in Menge. In ihm befinden
sich neben mehreren Kiosken, Moscheen, Bädern u s. w. die
Bibliothek des Sultans, die kaiserliche Schatzkammer und — das
Gemach des heiligen Mantels. In dieses Zimmer begibt sich der
Sultan alljährlich einmal, um die heiligen Reliquien (es sind außer
dem Mantel des Propheten noch andere heilige Reste hier aufbe-
wahrt) des Islam zu verehren.
Gehen wir nun, nachdem wir das Serail wieder verlassen haben,
vom Kaisertore nach dem Hafen zu weiter an der Mauer fort, so
treffen wir auf ein langes, von einem Vorhofe umgebenes Gebäude,
(S. Bild!) das außer der Mauer an einem vorspringenden Winkel
derselben liegt. Es heißt die Hohe Pforte, obgleich sich bei
ihm kein Tor befindet, durch das man in das Serail gehen könnte.
In ihm wohnt der Großvezier; zugleich befinden sich aber auch
die Kanzleien aller Ministerien in diesem Gebäude, und es werden
in ihm gegenwärtig die Ministerberatungen oder Diwans abgehalten.
Nach der anderen Seite wandernd, führt uns der Weg an der
Mauer hin an die Sophienmoschee und rechts abbiegend, an die
Achmedmoschee. Die Sophienmoschee ist die prächtigste Kirche
im Kuppel- (byzantinischen) Baustile. Von Konstantin d. Gr. der