1897 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Berdrow, Hermann, Brust, Gustav
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mehrklassige Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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3. Zwischen Mittelalpen und Jura, Boden- und Genfer See liegt die
fruchtbare und seenreiche schweizerische Hochebene, durchflössen von mehreren
Neben- und Zuflüssen des Rheins. Die Aare nimmt hier die Wasser des
Nenenbnrger und des Bieler Sees auf.
Das Klima der Schweiz ist je nach der Höhenlage verschieden, am an-
genehmsten in der Hochebene und in der Umgebung der Gebirgsseen. Der
Föhn, ein den Schweizer Alpen eigentümlicher warmer Wind, tritt im Winter
und Frühjahr am häufigsten auf; er beschleunigt das Schmelzen des Schnees.
G 23. Erwerbsquellen. Neben dem unzureichenden Land bau bildet
seit den ältesten Zeiten die Almwirtschaft^) eine Hauptbeschäftigung der Be-
wohner. Noch immer harrt am Ende des Winters in den Alpenthälern alles
ungeduldig der Alpfahrt. Unter Vorantritt des schönsten und stärksten Tieres,
der Prächtig geschmückten Heerkuh, wandert die Herde unter Jodeln und Kuh-
reigeu der Sennen den Bergen zu, wo Rinder, Schafe und Ziegen den
Sommer ohne Stallung verbringen und in ungebundener Freiheit des kurzen
würzigen Kräuterwuchses der hohen Almen genießen. Die Almwirtschaft liefert
zwar gute Erträge an Butter und Käse; doch müssen Getreide und Schlacht-
vieh eingeführt werden. Der Bergbau deckt den Bedarf des Landes an
Kohlen, Eisen und Salz kaum zur Hälfte. Trotzdem ist die Industrie mit
Hilfe der zahlreichen, zum Antrieb von Maschinen geeigneten Wasserkräfte anf
eine sehr hohe Stufe gelangt. In der Ostschweiz blüht die Banmwoll-
Industrie, in der Mitte des Landes Seidenweberei und im Juragebiete die
Fabrikation von Taschenuhren. Bijouteriewaren, mathematischen und physi-
Mischen Instrumenten. Der durch ein ausgedehntes Eisenbahn- und Land-
straßennetz geförderte Handel steht auf hoher Stufe. Zur Ausfuhr ge-
langen Jndustrieerzeugnisse, Vieh, Butter und Käse. Eingeführt werden
Nahrungsmittel, Steinkohlen und die Rohstoffe der Industriezweige. Deutsch-
land liefert nach der Schweiz besonders Steinkohlen und Coaks, Metalle und
Metallwaren, Getreide, Vieh und erhält dagegen Uhren und Milchprodukte.
— Eine gewaltige Einnahmequelle für die Schweizer bildet der ungeheure
Fremdenverkehr, der alljährlich über eine Million Meufchen in das Land
führt. Neben den Natnrfchönheiten der Alpenwelt locken die zahlreichen
warmen und kalten Heilquellen und die Luftkurorte.
§ 24. Verfassung? Bewohner und Städte. Die schweizerische Eid-
genossenschast oder Republik bildet eiueu Bundesstaat von 25 Kantoneu.
Die gesetzgebende Gewalt ist die Bundesversammlung (Nationalrat und
Ständerat), die vollziehende der Bundesrat, welcher aus einem Präsi-
deuten und sieben Mitgliedern besteht. — Die Schweiz gleicht an Größe der
*) Gedichte: Alpenlied, von Krummacher; Der Alpenjäger, t>. Fr. v. Schiller.