1897 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav, Berdrow, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mehrklassige Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Polargebiete der Erde.
§ 154. Rings um die beiden Pole der Erde breiten sich uuzusammen-
hängende Landmassen ans, welche nach ihrer Lage als Nordpolarländer
oder arktische und als Süd Polarländer oder antarktische Gebiete bezeichnet
werden.
1. Die wichtigsten arktischen Gebietex) sind: nördlich von Europa Spitz-
bergen, Nowaja Semlja und Franz Joseph-Land, nördlich von Asien die neu-
sibirischen Inseln, nördlich von Amerika das arktische Nordamerika und Grön-
land. Die Gegenden vom 86. Grade bis zum Nordpol sind noch unerforscht.
— Der Bodenform nach sind die meisten Nordpolargebiete Gebirgsländer,
die mit Ausnahme der Küsten unter Schnee und Gletschereis begraben sind.
Die durch tiefe Fjorde zerrissenen Küsten steigen zum Teil steil aus dem
Meere auf; aus dem Inlandeise ragen einzelne Gipfel bis zu Höhen von 2500 bis
3500 in empor. Das Innere Grönlands ist von einer regelmäßig gewölbten
schildförmigen Eisdecke, dem Inlandeise, bedeckt. Einzelne Felskuppen über-
ragen die Eisdecke, deren Untergrund wahrscheinlich ein Gebirgsland von der
Art Norwegens ist. An vielen Punkten der Küste schieben die Gletscher sich
mit gewaltigen Eisznngen ins Meer; diese werden vom Wasser gehoben,
brechen ab und schwimmen in Gestalt riesiger Eisberge davon. — Das
Klima der Nordpolarländer bleibt selbst im Sommer an Wärme bedeutend
hinter der Wintertemperatnr Mitteleuropas zurück. Während der langen ark-
tischen Nacht erhellt nur der Schein des prächtigen Nordlichts die öden
Schneegefilde.
2. Die Erwerbsquellen sind im hohen Norden sehr beschränkt. Die
Hanptnahrnngsqnelle der Eingeborenen ist die Jagd auf Eisbären und Eis-
füchse, Renntiere, Moschusochsen, Schneehasen und nordische Strand- und See-
Vögel, die zu Hunderttausende am Strande oder auf hohen Klippen und
Vogelbergen nisten. Die See liefert Fische, Seehunde und Walrosse. Robben-
schläger und Walfischjäger ziehen zur Erlegung der Waltiere (Narwal, Weiß-
wal, Bartenwal) und Seehunde aus. Der Handel besteht im Austausch der
Jagdergebnisse (Seehundfelle, Pelzwerk, Thran, Robbenspeck, Fischleber, Eider-
dannen, Walfischbarten) gegen Nahrungsmittel und Kolonialwaren.
i) Exforscher und Entdecker: Grönland wurde um das Jahr 1000 n. Chr. von Island
aus durch den Norweger Erik den Roten entdeckt und besiedelt, 1721 von Hans Egede aufs
neue entdeckt, durch Fridtjof Nansen (1888 erste Durchquerung) und Peary (1892 zweite
Durchquerung) im Innern erforscht. Um die Entdeckung und Erforschung des arktischen
Nordamerika haben sich Davis (1585), Hudson (1610, blieb verschollen), Bylot mit seinem
Steuermanne Baffin (1615), John Roß (1829), John Franklin (1845—47, verscholl, bis
1859 die Reste seiner Expedition auf King William-Land entdeckt wurden) verdient gemacht.