1897 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav, Berdrow, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mehrklassige Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Europa nimmt die erste Stelle im Welthandel ein, indem es von allen ausgeführten
Waren 2/3 liefert, von allen eingeführten fogar ^ empfängt. Ihm folgen
Amerika und Asien. Sehr gering sind die Anteile Australiens und Afrikas an der
gesamten Aus- und Einfuhr. Der Wert der im Welthandel umgesetzten Waren
belief sich im Jahre 1895 aus mehr als 70000 Mill. Mark, wovon auf Europa
allein über 46000 Mill. Mark entfielen. In Europa ist die Ausfuhr beständig
geringer als die Einfuhr, ebenso in Afrika; die drei übrigen Erdteile führen mehr
Waren an Wert aus als ein. — Nach dem Werte ihres Welthandels ordnen sich
die wichtigen Staaten folgendermaßen: Großbritannien (setzt für sich allein über 1f6,
mit seinen Kolonien über 1/s des gesamten Handelswertes um), die Union, das
deutsche Reich (mehr als die Hälfte des englischen Umsatzes), Frankreich, die
Niederlande; dann im weiterem Abstände Rußlaud, Belgien, Britisch-Ostiudieu,
Österreich-Ungarn, Italien, Spanien, Schweiz, China, Brasilien.
§ 178. Die Gegenstände des Welthandels. Unter den Handels-
gegenständen steht das Getreide an der Spitze, zunächst Weizen, dann Mais,
Gerste und Roggen. Weltmärkte für Getreide sind London, New Zjork und Balti-
more. Für den bedeutendsten Mehlmarkt der Welt wird Minneapolis in der Union
gehalten; auch Budapest ist durch die Menge und Güte seiner Mühlenprodukte be-
kaunt. Die Baumwolle, früher der „König im Welthandel", ist im Preise stetig
gesunken und steht jetzt an zweiter Stelle. Der Hauptausfuhrhafen dafür ist
New Orleans, die Haupteiufuhrhäfen Liverpool und Bremen. — Im Woll-
handel nehmen Großbritannien (Hauptwollmarkt zu London) und die Union
(New Jork) die erste Stelle ein. — Der Vieh- und Fleischbedarf Europas
wird hauptsächlich von der Union und Eanada, demnächst von Argentinien,
Uruguay, Algerien und Australien gedeckt (Chicago, das größte Schlachthaus der
Erde). Für Pelz- und Rauch Warenhandel sind Leipzig und London die Haupt-
markte. — Für Kaffee beherrscht Brasilien mit dem Ausfuhrhafen Rio de Janeiro
den Handel, während Hamburg und Havre für die Hauptkaffeemärkte der Erde
gelten. Ein Weltmarkt für Kolonialprodukte ist neben London Amsterdam
infolge der hier (und in Rotterdam) stattfindenden Auktionen von Kolonialwaren. —
Im Seidenhandel beherrscht Ostasien den Weltmarkt; die Hauptausfuhrhäfen
sind hier Shanghai und Jokohama. Bedeutende Stapel- und Verarbeitungsplätze
Europas für Seide sind auch Lyon und Mailand.
§ 179. Wege und Wittel des Weltverkehrs. Die Straßen des
Weltverkehrs durchziehen in fest bestimmten Bahnen die riesigen Wasserwüsten
der drei großen Oceane. Die befahrenste Seestraße der Welt ist der Kanal, auf
dem jederzeit gegen 300 größere Fahrzeuge mit 5—6000 Menschen schwimmen.
Von seinem westlichen Ausgange strahlen drei breite Schiffswege aus: der erste
führt in westlicher Richtung zur nordatlantischen Küste der Union hinüber. Der
zweite hat das amerikanische Mittelmeer zum Ziel. Die dritte, südlich gerichtete
Route begleitet die Westküste Europas bis zur Straße von Gibraltar, um hier in
das Mittelmeer einzubiegen. Eine große Anzahl der Fahrzeuge, die diesen Weg
einschlagen, geht vereint mit den französischen, italienischen und österreichischen (von
Marseille, Genua und Trieft) durch den Kanal von Snes und das rote Meer in
den indischen Ocean. Etwa 4000 Schiffe passieren jährlich den Kanal von Sues.
Vom Golf von Aden strahlen ebenfalls drei breite Schiffsstraßen aus: die nörd-
liche nach Bombay und Karatschi, die mittlere nach Ceylon (von hier ein Zweig
nach Kalkutta) und durch die Straße von Malakka nach Ostasien, die dritte süd-
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