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1. Theorie und Praxis der Heimatkunde - S. 3

1905 - Leipzig : Wunderlich
3 Schutz vor den Überfällen der wilden Tiere. Zur Kriegszeit bewährte sich die Besiedelung im Rundling vortrefflich. Man zog rings um den Ort einen tiefen Graben und errichtete hinter diesem eine dichte Hecke. Der einzige Eingang in den Ort aber wurde gut verschanzt und wacker verteidigt. Aus dem Rundling entstand bei manchen Orten eine andere Form der Besiedelung. Da sich neben der Viehzucht der Ackerbau mehr und mehr entwickelte, wurden die Bewohner seßhaft. Wollten sich nun bei dem Wachstum der Einwohnerzahl Familienglieder selbständig machen und ein eigenes Anwesen gründen, so mußten sie ihre Wohnungen am Dorfeingange, zu beiden Seiten der Straße, errichten. Dadurch ge- wannen manche Dörfer nach und nach die Form eines Beutels. Später baute man viele Ortschaften überhaupt mehr länglich als rund und ließ sie an beiden Seiten offen, so daß die Dorfstraße an dem einen Ende hinein-, am anderen wieder herausführte. Beim Eintritte in das Dorf teilte sie sich oft in zwei Arme, die längs der Häuserreihen hinführten und sich vor dem Austritte wieder vereinigten. So wird aus dem Rundlinge das Straßendorf. Beide Formen lassen sich noch heute bei vielen Orten wiedererkennen, doch kann man aus ihnen nicht unbedingt auf sorbische Gründung schließen, weil auch die später einwandernden Deutschen oft die sorbische Besiedelungsform nachahmten. Selbst die aufgefundenen Urnengräber geben keinen Aufschluß- denn sowohl die Ger- manen, wie auch die Sorben hatten zweierlei Formen, die Toten zu bestatten. Entweder beerdigten sie ihre Helden in voller Rüstung mit dem Streitrosse, oder sie verbrannten die Leichen und füllten die Asche in Urnen, die sie dann in gemeinsame große Gräber stellten. Deutlicher schon weisen die Namen der Orte auf ihre Erbauer hin. Die sorbischen Ortsnamen sind in den meisten Fällen leicht zu er- kennen, weil in ihnen die Beziehung zu einem deutschen Stammworte fehlt. Sie enden oft auf ig, itz, itzsch, au und weisen häufig Zisch- und K-laute auf. In unserer Gegend tragen die Orte Zwickau, Schedewitz, Wilkau, Culitzsch, Vielau, Planitz, Niedercrinitz und Crossen sorbische Namen. Hören wir, was uns die Sprachgelehrten über ihre Bedeutung sagen. Meist gehörten die Erbauer eines sorbischen Ortes einer einzigen großen Familie oder Sippe an, und nach ihrem Namen wurde nun auch der Wohnplatz genannt. Die Familiennamen aber waren, wie bei uns, die Namen der Stammväter. Zwickau heißt soviel wie Ort des cvik, des Schlauen, also Schlauenheim, Schedewitz Ort des Graukopfs, Wil- kau Wolfsheim, Culitzsch Ort des colek, des Rundmanns, also Rund- mannsdorf, Vielau Ort des Narren. Andere sorbische Namen weisen auf die natürliche Lage der Orte hin. Bockwa bedeutet Buchenort, Planitz Schwemmort, Crinitz Krummbach. Der Name Crossen aber gibt die Beschäftigung seiner Bewohner an- er bedeutet Weberdorf. Bei den Orten, die einen Familiennamen tragen, ist sicher anzu- nehmen, daß sie auch von den Sorben gegründet worden sind. Bei den 1*
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