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1. Theorie und Praxis der Heimatkunde - S. 10

1905 - Leipzig : Wunderlich
10 (4. Schuljahr.) 6. Der Prinzenraub (Sage). Vom Schlosse Stein aus führt ein schattiger Fußweg, meist durch frischgrüuen Fichtenwald sich schlängelnd, zum Forsthause, einem viel- besuchten Ausflugsorte der Bewohner der näheren und ferneren Umgebung. Hier hat man einen herrlichen Ausblick über das Muldental. An einer- offenen Halle des gastlichen Hauses steht mit großen Buchstaben geschrieben: „Nach der Prinzenhöhle." Ei, wer möchte diese wohl nicht sehen! Man gehe daher in der Richtung des Wegweisers, und nach wenigen Minuten wird man vor einem mächtigen Felsenspalte stehen, der 18 Meter tief in das Gestein führt. Auf einer Marmortafel, die der Erzgebirgsverein im Jahre 1883 hat anbringen lassen, stehen die Worte: Aus dieser Kluft wurde Prinz Ernst von Sachsen am 11. Juli 1455 nach 3tägiger Gefangenschaft befreit. Wollen wir hören, welche Bewandtnis es mit der Höhle hat! Unweit des rechten Muldenufers, südöstlich von Wolkenburg, liegt das Dorf Kaufungen. Es war der Stammsitz eines alten Ritterge- schlechtes. Dort lebte im 15. Jahrhundert Kunz von Kaufungen, der seinen Kurfürsten Friedrich den Sanftmütigen im Kriege mit dessen Bruder Wilhelm unterstützt hatte. Während dieses „Bruderkrieges" waren die thüringischen Güter Kaufungens verwüstet worden. Zur Entschä- digung übergab der Kurfürst dein Ritter Kunz einige Besitzungen in den Meißner Landen, u. a. Kriebstein und Schweikershain bei Waldheim. Nach Beendigung des Krieges weigerte sich Kunz, das Rittergut Schweikershain herauszugeben. Er meinte, er hätte während des Krieges viel Geld in dasselbe gesteckt, so daß es sich in einem guten Zustande befinde, während seine thüringischen Güter übel zugerichtet seien. Der Kurfürst bot ihm eine Entschädigungssumme an) denn es lag ihm daran, Kunz Gerechtigkeit widerfahren zu lassen) aber der Ritter war damit nicht zufrieden. Ein Schiedsgericht sollte nun den Streit schlichten. Die Sache dauerte jedoch Kunz zu lange- er nahm sich des- halb vor, sein Recht selbst zu suchen. Ja, er ließ sogar die Drohung fallen, sich an des Kurfürsten eigenem Fleische und Blute zu rächen. Friedrich meinte, der Beleidigte wollte ihn nur einschüchtern. Er rief ihm lachend zu: „Mein Kunz, siehe zu, daß du mir die Fische im Teiche nicht verbrennst!" Grollend verließ Kunz den kurfürstlichen Hof und begab sich auf sein
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