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1. Theorie und Praxis der Heimatkunde - S. 42

1905 - Leipzig : Wunderlich
42 mal des Schulmannes Friedrich Dittes einzuweihen, eines Mannes, der solche Ehrung durch seine hervorragende Tätigkeit auf dem Gebiete der Volksschule verdient hat' denn Dittes war der bedeutendste Pädagoge seit Pestalozzi und Diesterweg. Er hat die moderne Volksschule mitbegründet und unentwegt für ihre und der Lehrer Freiheit gefochten. Schlicht, wie Dittes selber, aber würdig war der Verlauf der Feier. Als die Hülle des Denkmals vor der harrenden Menge fiel, erblickte man die Bronzebüste unseres Dittes. Im Kranze junger Fichten erhebt sich das Denkmal auf einem erhöhten Halbkreise zwischen Schule und Kirche. Zwei graue Granitstufen führen zu dem von einer eisernen Kette um- gebenen Sockel aus geschliffenem roten Granit empor. Hier befindet sich auf der Vorderseite in Bronzetafeln die Inschrift: „Dr. Dittes" und auf der Rückseite: „Die sächsische Lehrerschaft". Friedrich Dittes wurde am 23. September 1829 in Jrsersgrün ge- boren. Kurze Zeit nach seiner Geburt wurde sein Vaterhaus nieder- gerissen und an seiner Stelle ein anderes erbaut. Seine Eltern waren arme, aber rechtschaffene Leute. Mit Luther hätte Dittes auch sagen können: „Sie haben es sich lassen blutsauer werden." Kümmerlich mußte sich der Vater durch schwere Waldarbeit sein Brot verdienen, und so lag die Erziehung der Kinder meist in der Hand der Mutter. Rühmend hebt Dittes an ihr hervor, daß sie ohne alle Kunst, nur durch ihr eigenes Beispiel ihren Kindern den Sinn für alles Gute eingeflößt habe. Die bittere Armut, die sich oft in der zahlreichen Familie zeigte, lehrte die Kinder frühzeitig die Hände regen. Dittes mußte darum fleißig das Spulrad drehen oder seines Großvaters Kühe hüten. Wie kommt es aber, daß aus dem armen Dorfknaben ein so bedeutender Mann wurde? Er besaß hervorragende Begabung und zeichnete sich durch eisernen Fleiß vor allen seinen Mitschülern aus, so daß Pfarrer und Lehrer dem ge- weckten Knaben weiter halfen. Dittes besuchte das Seminar zu Plauen und wurde danach Volksschullehrer. Später studierte er auf der Uni- versität zu Leipzig. Mit einunddreißig Jahren wurde er Subrektor an der Realschule zu Chemnitz. Dort verheiratete er sich mit der Tochter des Seminardirektors Dreßler in Bautzen. Fünf Jahre später ging er als Schulrat und Seminardirektor nach Gotha, und wiederum drei Jahre später wurde er Direktor des Pädagogiums in Wien. Hatte er schon in Sachsen und Thüringen für eine bessere Ausgestaltung des Schul- wesens eifrig gewirkt, so trat er in Wien noch energischer dafür ein. Dadurch geriet er in heftige Kämpfe mit der päpstlich gesinnten Partei. Sie brachte es schließlich auch so weit, daß er im Jahre 1881 in den Ruhestand trat. Doch was er für die Schule und die Ausbildung ihrer Lehrer geleistet, ist unvergänglich,' darum konnte er bei seinem Ab- schiede seinen Gegnern mit Recht zurufen: „Ihr könnt nicht mehr ver- nichten, was ich geschaffen habe. Die Zukunft wird entscheiden, welche Aussaat kräftigere Halme treiben wird, die eurige oder die meinige!" Auch in den Jahren seines Ruhestandes war Dittes unermüdlich tätig.
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