1900 -
Breslau
: Handel
- Autor: Tschauder, Franz
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
staat unaufhaltsam fort. Nur uoch 36 °/o seiner Bevölkerung nähren
sich von Ackerbau. In besorgniserregendem Gegensatz hierzu aber
steht die Thatsache, daß Deutschlands bisherige Absatzgebiete immer
mehr sich der Einfuhr seiner Industriewaren verschließen. Dies galt
schon seit langem in Bezug auf Osteuropa und Amerika, und uicht
mehr fern ist die Zeit, wo Oftasien ans einem willigen Abnehmer
sich in den gefährlichsten Mitbewerber umwandeln wird. Im Hinblick
auf diese beklemmende Wahrnehmung wllrd es zur Notwendigkeit,
nach Ländern auszuschauen, die in künftigen Jahrzehnten und Jahr-
Hunderten den Markt deutscher Industrie bildeu würden. Als solche
konnten aber nur die Gebiete gelten, in denen kein europäischer
Kulturstaat zur Errichtung von Zollschranken, welche die Mitbewerbuug
des deutschen Volkes ausschlössen, befugt ist.
Schwerwiegende Gründe waren es also, die dem deutschen Volke
deu Erwerb von Kolonieen erstrebenswert nmchten. Unter dem Ein-
druck derselben bildeten sich im deutschen Reiche Kolonialvereine,
die sich die Aufgabe stellten, Kolonieen zu erwcrbeu, und unter dem
Beifall des Volkes entschloß sich die Regierung, kolouinleu Grün-
duugeu ihren mächtigen Schutz zu leihen.
Deutsch-Bstasrika.") Im Auftrage eiuer Kolonialgesellschaft,
welche jetzt die Bezeichnuug Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft führt,
schloß Or. Peters 1884 mit Häuptlingen der Landschaften an der
Ostabdachung des Hochlandes unserer jetzigen Kolonie eine Reihe von
Verträgen ab, durch welche er für seiue Auftraggebern die Landes>
Hoheit über diese Gebiete erwarb. Im nächsten Jahre erklärte das
Deutsche Reich dieselbeu als unter seinem Schutze stehend. Der Sultan
von Sansibar erhob hiergegen zwar Einspruch, indem er behauptete, daß
jene Landschaften zu seinem Besitzstnude gehörten, wurde jedoch leicht
zur Anerkennung der deutscheu Schutzhoheit über dieselbeu genötigt.
Nur die Herrschaft über einen 19 km breiten Küstenstreifen zwischen
Umbamüuduug und Kap Delgado wurde ihm zugestaudeu. Durch
Expeditionen in das Hinterland, welche im Auftrage der Deutsch-
Ostafrikanischen Gesellschaft au vielen Orten die deutsche Flagge
hißten, sowie durch Verträge mit England und Portugal wurden
die Greuzeu des Kolouialgebietes festgesetzt, wie sie im großen
*) Vaseo da Gama besuchte 1498 die Küste des jetzt deutschen Gebietes
und fand hier unter der Negerbevölkerung bereits zahlreiche Araber an-
gesiedelt. Die Portugiesen bemächtigten sich der Herrschaft des Landes und
beuteten es rücksichtslos aus. Deshalb erhoben sich die schwer bedrückten
Bewohner und vertrieben 1740 die Portugiesen mit Hilfe des Jmsms von
Maskat. Dieser beherrschte nun die Küste durch Statthalter. 1856 wurden
jedoch die afrikanischen Besitzungen des Maskater Herrschergeschlechtes unter
einem seiner Prinzen selbständige