1900 -
Breslau
: Handel
- Autor: Tschauder, Franz
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und ganzen jetzt bestehen. Durch Anlegung vou Stationen, mit
denen Handelsniederlassungen und Pflanzungen verbunden waren,
suchte die Gesellschaft die Kolonie zu erschließen und zu erweitern.
Den wertvollen Küsteustreisen sicherte sie sich 1888 durch einen neuen
Vertrag mit dem Sultan von Sansibar. Der Sultan überließ ihr
denselben gegen eine jährliche Pachtsumme aus fünfzig Jahre.
Als die Vertreter der Gesellschaft die Verwaltung übernehmen
wollten, brach an mehreren Orten ein Aufruhr ans. Die Araber
und die von ihnen abhängigen Elemente der Negerbevölkerung der
Küste wollten die deutsche Herrschaft nicht, weil sie voraussahen, das;
es mit Sklavenjagden und Sklavenhandel, die ihnen bisher reichen
Gewinn gebracht hatten, nun zu Ende gehen würde. Die Europäer
wurden vertrieben oder getötet, und alle Stationen, mit Ausnahme von
Bagamoyo und Dar es-Salam, gerieten in die Gewalt der Empörer.
Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft besaß keine Militärmacht.
Darum suchte sie beim Reiche Hilfe. Dieses gab die zur Wahrung
der deutschen Interessen in Ostafrika und zur Uuterdrückuug des
Sklavenhaudels nötigen Gelder her. Der Hauptmann Wisfmann,
ein bewährter Afrikareisender, wurde mit der Niederschlagung des
Aufstandes beaustragt. Aus deutschen Offizieren und Unteroffizieren,
sowie ans angeworbenen Negern fremder Stämme bildete er eine
Schutztruppe. Während die Küste durch Kriegsschiffe bewacht wurde,
schlug Wissmann 1889 die Horden der Aufständischen mehrmals.
Der Rädelsführer wurde gefangen genommen und gehängt. So
ward Ruhe und Ordnung wieder hergestellt.
Die einander vielfach widersprechenden Interessen des Deutschen
Reiches und Englands in Ostafrika fanden ihre Regelung dnrch ein
im Jahre 1890 zwischen den beiden Staaten abgeschlossenes Ab-
kommen. England trat die Felseninsel Helgoland an den Deutschen
Kaiser ab, wogegen das Deutsche Reich ans alle Rechte, die es über
Gebiete nördlich des Umbaslnsses erworben hatte, Verzicht leistete.
Bezüglich Sansibars ward man darüber einig, daß das Reich die
Inseln des Sultanats England, das dort eine Schutzherrschaft auf-
richtete, überließ, wogegen es in den festländischen Besitzungen des
Sultans, die ja bereits unter deutscher Verwaltung standen, freie Hand
erhielt. Gegen eine Entschädigung von vier Millionen Mark verzichtete
der Sultan auf alle seine Rechte ans dieselben. Am 1. Januar 1891
giug hiernach der Küstenstreifen in den Besitz des Reiches über. Aber
auch das gesamte Gebiet der Deutsch-Ostafrikanischeu Gesellschaft wurde
an demselben Tage Reichskolonie. Es hatte sich nämlich mittlerweile
gezeigt, daß sie der Aufgabe, eiu so großes Land mit Millionen von
Einwohnern zu verwalten, nicht gewachsen war. Sie trat deshalb ihre
Hoheitsrechte an das Reich ab, blieb aber als eine mit Vorrechten aus-