1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Wende, Gustav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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250 Europäer, darunter 180 Deutsche. Sie haben entweder Faktoreien
eingerichtet oder Plantagen angelegt. Eine solche Faktorei besteht ge-
wohnlich aus einem Wohnhaus und mehreren Lagerräumen. Hier-
her bringen die Eingebornen die Erzeugnisse ihres Landes, besonders
Elfenbein, Palmöl, Palmkerne und Kautschuk, und vertauschen sie gegen
europäische Waren, wie gläserne Schmucksachen, bunte Zeuge, Rum,
Tabak, Gewehre und Munition. Der Handel Kameruns, der von
Jahr zu Jahr wächst, ist also immer noch Tauschhandel. Plantagen
hat man besonders am Kamerungebirge angelegt. Am besten gedeiht
Kakao. Der Kameruu-Kakao wird heute schon zu den besten Kakao-
sorten der Welt gerechnet und in den größeren Städten Deutschlands
gern gekauft. Auch der Anbau von Kaffee und Tabak hat Aussicht auf
gute Erträge.
Politisches.
Erwerbung. Schon seit dem Jahre 1863 hatte die Hamburger
Handelsfirma Wörmann in Kamerun Faktoreien angelegt. Später
nahmen noch andere deutsche Handelsgeschäfte am Handel Kameruns
teil, und 1884 erwarben die deutschen Kaufleute durch Verträge mit
den Häuptlingen die Hoheitsrechte über das Laud. Sie übertrugen
dieselben an das Deutsche Reich, und im Auftrage der Reichsregierung
hißte der Afrikareisende Dr. Nachtigal an verschiedenen Stellen des
Landes die deutsche Flagge und stellte es dadurch unter deutschen Schutz.
Als verschiedene Häuptlinge, von den Engländern aufgestachelt, die
deutsche Hoheit nicht anerkennen wollten und die deutschen Nieder-
lassungen gefährdeten, sandte die deutsche Reichsregierung Kriegsschiffe
nach Kamerun, um die Aufrührer zu züchtigen. 1885 wurden in
Verhandlungen mit England und Frankreich die Grenzen wie oben
festgesetzt.
Erforschung. Seit Kamerun unter deutschem Schutze steht, hat
die deutsche Reichsregierung fortgesetzt Expeditionen ausgerüstet, an
dersn Spitze kühne Forscher, tapfere deutsche Offiziere standen, und mit
denen die Pioniere des Handels und Evangeliums ins Innere zogen,
um das Land zu erforschen, den Handel in das Innere auszudehnen l
und wilde Völkerstämme aus eine höhere Stufe der Bildung zu bringend)
Diese Erforschungen haben viel Opfer an Gut und Blut gefordert; sie '
haben aber auch außerordentlich fruchtbare Hinterländer nachgewiesen,
unter denen von größter Bedeutung das mächtige Negerreich Adamaua
werden dürfte, da es nicht nur fehr fruchtbar, sondern auch reich an
Elefanten ist, die bekanntlich den Haupthaudelsgegenstand, das kostbare
Elfenbein, liefern. Auf ihreu Zügen ins Innere haben diese Expe-
ditionen Stationen angelegt, die die nachfolgenden Karawanen, Händler
und Missionare schützen sollen. Diese Stationen bestehen aus mehreren
Gebäuden, bei denen zur Unterhaltung der Bewohner Pflanzungen an-
*) S. Näheres über die Expeditionen: Frenze! u. Wende, Deutsch-
lands Kolonieen.