1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Wende, Gustav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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großen Stämmen zusammen, die unter mächtigen Häuptlingen stehen;
aber Hungersnot, Kriegs- und Beutelust treibt sie von jeher zum
Wandern, und diese Wauderzüge verschieben fortwährend die Grenzen
der Stämme und verringern ihre Zahl. Dazu kam früher der Sklaven-
Handel, der jährlich gegen 20 000 Eingeborene, schwarzes Elfenbein,
dem Lande entführte. Seitdem dasselbe unter deutschem Schutze steht,
wird diesem scheußlichen Handel mit Menschenfleisch energisch entgegen-
getreten, und heute haben die Sklavenjagden in Deutsch-Ostafrika völlig
aufgehört.
Die eingeborenen Bewohner der Küste, die Suaheli, gehören
keinem gesonderten Stamme an; es sind vielmehr Mischlinge, welche
sich von den übrigen Stämmen schon dadurch unterscheiden, daß sie
die muhamedanische Religion angenommen haben. Auch in ihrer
Kleidung, ihren Sitten und Gebräuchen ahmen sie die Araber nach.
Die Armen tragen nur ein Tuch um den Körper geschlagen, oder ein
Stück Baumwollenzeug um die Hüfte. Bei einigen Stämmen im
Innern gilt es als besonders schön, den ganzen Körper mit Ocker zu
färben oder mit Fett einzureiben. Einige Stämme tättowieren sich,
schlagen sich wohl auch die vorderen Schneidezähne ans oder feilen
sie fpitz.
Die Wohnungen sind fast bei allen Stämmen schlecht gebaute
Hütten aus Holz oder Lehm. Mehrere Hütten, welche zusammen ein
Gehöft bilden, sind von einem Zaune umgeben, und das ganze Dorf
umschließen Dorngehege, Verschanzungen oder Gräben.
Die arbeitenden Völker treiben Ackerbau und Viehzucht. Es sind
dies besonders die Bantustämme im Gebiete der Küstengebirge. Man
bearbeitet den Boden mit einer Hacke, legt den Samen hinein und
überläßt alles andere der Sonne. In einigen Gegenden ist auch das
Handwerk vertreten; so sind die Dschaggas, die am Kilima-Ndscharo
wohnen, als Schmiede und Zimmerleute bekannt. Einige Stämme,
vor allen die Wanyamwesi und ihre Nachbarn am Südufer des
Viktoriasees, ziehen in großen Scharen nach der Küste, um sich hier
als Träger anzubieten und mit den Karawanen ins Innere zu ziehen. —
Die übrigen eingeborenen Stämme des Innern treiben Ackerbau gar
nicht. Es sind Viehzüchter, oder sie leben von Jagd, Raub und Vieh-
diebstahl. Zu ihnen gehören auch die von Norden eingewanderten
Massai, die bisher der Schrecken aller Karawanen waren, die nach
dem Viktoriasee zogen. Der Reichtum und die Macht des kriegerischen
Stammes ist aber gesunken, seit die Rinderpest des Jahres 1891 den
größten Teil ihrer großen Herden vernichtet hat.
Von Süden sind räuberische Sulustämme ins Land gedrungen,
unter denen die Mafiti und Wahehe eine traurige Berühmtheit er-
langten, da sie Karawanen und deutsche Expeditionen, selbst nach wieder-
Holter Züchtigung durch unsere Schutztruppe, überfielen und nieder-
metzelten.
Die herrschende Klasse sind die Araber. Es sind die