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1. Beobachtung und Versuch im erdkundlichen und wetterkundlichen Unterricht - S. 8

1913 - Leipzig : Wunderlich
8 Bekanntes in ihm vorgefunden hatte. Die Resultate solcher Untersuchungen über den Vorstellungsschatz und die Wahrnehmungsweise des jungen Men- schen erhärten zur Genüge die Berechtigung des Rufes nach den Beob- achtungsausgängen. Sehen kann jeder, zum Schauen aber bedarf es der zielbewußten Anleitung. Diese Arbeit soll der Lehrer auf der Stufe des heimatkundlichen Unterrichtes auf den Klassenausflügen leisten. Hier wird auch das Fundament des späteren Geschichts- und Naturunterrichtes gelegt. Ein Dritter wendet ein: Die Fülle des Materials im Freien ver- wirrt den jugendlichen Geist, in dem Klassenraum kann eine Einzelheit aus der Flucht der Erscheinungen fördernder zu intensiver Betrachtung herangezogen werden. Wir entgegnen: Freilich ist die Flüchtigkeit des heranwachsenden Ge- schlechtes in erster Linie auf die buntscheckige Mannigfaltigkeit der Reiz- einwirkungen zurückzuführen, und doch möchten wir nicht zum mindesten aus diesen Gründen für den Freiunterricht eintreten. Was fehlt uns, was sollen wir lernen? Die Kunst, uns zu behaupten innerhalb der Vielseitig- keit der äußeren Erscheinungswelt — die Aneignung des praktischen Blickes, der aus dem Vielen das Wesentliche und Wichtige herauszuschälen weiß. Eine denkende Erfassung der Außenwelt gibt richtige Werturteile und vollzieht eine Scheidung zwischen dem Wesentlichen und dem Neben- sächlichen. Das Kind, das an den Gegenständen der Heimat eine logische Bildung erfahren hat, erhebt sich über die Masse der blinden Weltgänger auf eine höhere Kulturstufe. Nicht Flimmer und Schein, sondern wirkliche Werte soll es schätzen lernen. In die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen führe man das Kind und suche ihm hier die Orientierungsmöglichkeit zu vermitteln. Und wenn urplötzlich ein neuer Reiz einwirkt, der die gemein- sam gesponnenen Gedankenfäden zu zerreißen droht, wird dadurch nicht der Unterrichtserfolg gefährdet? Wir betrachten, wie der Landmann seine Furchen zieht, wie er die Kartoffeln im Frühjahr in das sorgfältig be- arbeitete Land legt — oder wir sind in Betrachtung der Erosionsrinne, die der Aprilregen in den schräg aufsteigenden Fuhrweg gerissen hat, versunken, als ein vorbeischaukelnder Weißling die ganze mühsam konzen- trierte Aufmerksamkeit von unserem Beobachtungsobjekt ablenkt. Wird es sehr viel schaden, wenn wir den Kindern folgen und in kurzen Worten ein wenig von dem Frühjahrsboten erzählen? Das Kind lernt Neues und wir werden die befriedigte Schaulust und das ganze Interesse wieder zu unserer Wasserfurche zurückleiten können. Damit sei nicht gesagt, daß ungebundene Willkür herrschen solle. Die Schüler müssen wissen, daß es sich um Unterricht handelt und nicht um spielende Erholung. Es hält oft schwer, den rechten ernsten Geist der Unterrichtsgänge zu schaffen und zu erhalten. Ungezügelte Ausgelassenheit, die Störerin jeden Erfolges, oft wiederholtes Lachen und Sprechen lasse man nicht ungerügt und bestrafe nötigenfalls den Zügellosen in der folgenden Unterrichtsstunde. Am meisten jedoch wird das volle Gelingen der Ausgänge durch Dar- bietung reicher und interessanter Geistesnahrung, durch Befriedigung des spekulativen und empirischen Interesses gewährleistet. Um dieses zu er-
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