1892 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Geisel, J.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Felsen von Arkona! Im Nw. erhebt sich im Mittelpunkt des zackigen
Felseneilandes der etwa 100 m hohe Rugard mit dem Arndt-Turm;
südwestlich von diesem höchsten „Berge" der Insel liegt die Stadt Bergen,
deren hoher Turm auf allen Punkten Rügens sichtbar ist; nach So. ge-
wahrt man die „dunklen Landzungen von Mönchgut — das ganze weite
Landschastsbild eingeschlossen von einem großen, bis an den lichterhellten
Horizont sich ausdehnenden Rahmen, vom unübersehbaren, blitzenden Meere."
„Ein großer Teil von Iasmund wird von einem prachtvollen, uralten
Buchenwalde bedeckt, der sich hin bis an das Meer zieht. Unvergleichlich
schön ist er, wenn die sinkende Sonne durch das grüne Laubdach glitzert:
die Schatten werden dunkler und länger; es flüstert und rauscht in den
Baumgipfeln; weit in der Ferne schlagen die Wogen mit ihrem ewigen
eintönigen Geräusch an den Strand, dazwischen langgezogene Klagelaute
— sind es die Seufzer der auf dem Opferstein am schwarzen See der
Göttin Hertha Geopferten, oder ist es des Abendwindes Abschiedslied von
dem schönen Tage? —
Düsterer und dunkler wird der Wald — da plötzlich stehen wir vor
dem Herthasee (^Stunde westlich von Stubbenkammer). Schwarz ist
sein Wasserspiegel; nicht ein Tropfen regt sich auf ihm; Grabesruhe hält
ihn fest in dem ihn umschließenden Buchenkranze. Auf Augenblicke schaut
der Mond auf ihn herab; aber noch schauerlicher erscheint dann die Toten-
stille in dem fahlen Lichte; der Mond selbst verhüllt sein blasses Gesicht
wieder in Wolken. Es giebt wohl nicht einen zweiten Ort, der in so
beredter Weise die nächtlichen Schauer der Vorzeit erzählte, wie der schweig-
same, regungslose Herthasee." — Eine Schilderung des geheimnisvollen
Hertha-Cultus der alten Germanen finden wir bei Tacitus. Am west-
lichen Ufer des Seees bezeichnet noch ein 15 m hoher, halbkreisförmiger
Wall die Reste der Herthaburg, die Stätte, wo der Göttin Tempel gestanden.
Östlich vom Herthasee liegt der Kreidefelsen Stubbenkammer,
dessen Name nach der einen Ansicht von Stove Cammen (— stumpfer
Stein), nach der anderen von Stupen dämmen (— Stufen-Stein) und
nach einer dritten von dem slawischen stoxien (Stufen) und llamien (Fels)
abzuleiten ist und hiernach Stufenfels bedeutet. Außerordentlich steil steigt
er 130 m über den Ostseespiegel empor; sein vorspringender Gipfel, der
Königsstuhl, ist als herrlichster Aussichtspunkt der ganzen Insel gepriesen.
Auf dem nördlichsten Punkte Rügens, dem Vorgebirge Arkona,
einem über 60 m hohen Kreidefelsen, erhebt sich ein 3-stöckiger Leuchtturm
zu 33 m Höhe. Hier stand das Heiligtum der heidnischen Wenden: die
Tempelfeste ihres vierköpsigen Lichtgottes 8wantewitt, die im Jahre 1168
von den Dänen erobert und zerstört wurde. ,Z. Tl. nach Hintze.)
2. Die Dünen.
a) Entstehung (Bildung) der Dünen. Das Meer setzt bei
jeder Aufregung, sowohl bei der regelmäßig wiederkehrenden Flut, als auch
bei Sturm, am Strande Sandmassen ab, welche es teils aus seinem
eigenen Grunde aufgewühlt, teils vom Uferrande hinweggespült hat, oder
welche von den Flüssen herzugetragen worden sind. So lange die Sand-
körnchen naß sind, haften sie ziemlich fest aneinander; sobald sich jedoch