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1. Landschafts-, Völker- und Städtebilder - S. 23

1892 - Halle a.d.S. : Schroedel
23 ist (nach Peschel-Leipoldt; während nach Ratzel das Gegenteil der Fall ist). Unebenheiten des Strandes, Hindernisse in Gestalt von Steinen, Muscheln, Gestrüpp hemmen den Wind in seiner freien Bewegung, er läßt, weil seine Geschwindigkeit verzögert, somit seine Stoßkraft vermindert wird, eine kleine Sandwolke vor dem Hindernisse fallen. Die Luftströmung bricht sich an dem Hindernis, um eine wirbelnde Bewegung zu vollziehen. Festgehalten durch jenen Wirbel, sinken die her- zugeführten Sandkörnchen zu Boden vor der Barriere. Hat die Sand- anhäufung den Gipfel des Hindernisses erreicht, so erfährt der Wind keine wesentliche Hemmung mehr; er läßt erst unmittelbar an der Rückseite des Hindernisses die Sandteile fallen. Diese Seite ist der Gewalt des Windes gänzlich entzogen; der herüber gewehte Sand steht also einzig unter dem Einfluß der Schwere und rieselt erst dann nicht weiter hinab, wenn die kleinen Sandkörner die Unebenheiten des Abhangs vermöge ihrer Schwere nicht mehr zu überwinden vermögen. Hier auf der Binnenseite ist also der Steilabfall. Besitzen die Dünen den Steilabfall nach dem Meere, so ist er entweder infolge von Auswaschung entstanden, oder die Düne ver- dankt dem Landwinde ihre Entstehung. (No.-Passat in Nord-Afrika.) ä) Schaden. Die unfesten Sandhügel der Dünen schreiten oft, wenn der vom Meere kommende Wind vorwaltet, weit ins Land hinein, und ganze blühende Landschaften sind noch in historischer Zeit von ihnen verschüttet und in Einöden verwandelt worden. An den Küsten der Ostsee sind in Ostpreußen ganze Kieferwälder (z. B. im Schmolsiner Forst 8000 Morgen Strandforst in 50 Jahren) so mit Sand überschüttet worden, daß nur die Wipfel noch hervorragen. e) Befestigung. Man macht wohl Versuche, den Dünensand zu befestigen, indem man ihn mit genügsamen Pflanzen bevölkert, die auf solchem Boden fortkommen. In hohem Grade eignet sich zur Befestigung der Dünen der Sandhalm; nicht ganz so hilfreiche Dienste leistet der Strandhafer. Sind mit Hilfe dieser beiden Pflanzen die Dünen zum Stillstand oder „vor Anker" gebracht, so bildet sich gar bald durch Blatt- abfall eine dünne Humusschicht, und nun stellen sich auch größere Pflanzen ein, z. B. der Seedorn, die Sandsegge, die Krähenbeere, eine Weide, wilde Rosen und der Wachholderstrauch. Aber nicht in allen Fällen ge- lingt es, die Dünen festzulegen. An vielen Punkten sind die Naturmächte stärker, als diese schwächlichen Versuche des Menschen, über die der Sand weg- und weiterschreitet, nachdem er sie unter seinen weichen Wellenformen begraben. f) Nutzen. Bei alledem sind die Dünen noch lange nicht als eine reine Schädlichkeit zu betrachten. Das würde einseitig und undankbar sein. Sie haben auch ihren großen Wert, und gerade in unseren deutschen Küstengegenden ist ihr Nutzen wahrscheinlich viel größer, als der doch immer auf eng begrenzte Bezirke beschränkte Schaden, den sie mit ihren Sand- wehen anrichten. Sie wirken als natürliche Dämme gegen das Meer, als Dämme, die das Meer und die Winde gegen sich selbst da aufgeworfen haben, wo ihre Heftigkeit am größten, und wo infolgedessen ihre zerstörenden Wirkungen, wenn ein solcher Schutz fehlte, doppelt stark empfunden werden müßten. Sie bieten also dem dahinter liegenden Lande einen natürlichen
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