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1. Landschafts-, Völker- und Städtebilder - S. 86

1892 - Halle a.d.S. : Schroedel
86 5. Wohnung und Lebensweise. Die Patagonier zerfallen in einer Menge kleiner umherschweifender Stämme oder vielmehr familienartiger Horden, welche sich Uber die weiten Ebenen zerstreuen. Da sie zur Beschaffung ihres Lebensunterhalts haupt- sächlich auf Jagd angewiesen sind, so können nicht viele von ihnen bei- sammen leben, und von festen Wohnsitzen kann bei ihnen keine Rede sein; sie sind fast stets auf der Wanderung begriffen. Eine Horde besteht aus höchstens 30 bis 40 Familien, deren jede ihr eigenes Zelt hat. Ihre zeltartige bewegliche Wohnung, der Toldo, wird auf folgende Weise errichtet: Es werden in einem Abstande von je 2 m drei parallele Reihen Gabelpfähle in die Erde getrieben und durch je eine Querstange mit einander verbunden; die erste Pfahlreihe ist 1 m, die zweite 2, die dritte 21/2 m hoch. Über diese Träger zieht man eine aus 40 bis 50 mit Fett beschmierten, rotgefärbten Guanacofellen zusammengenähte schwere Decke. Der so geschützte Raum wird seitwärts mit dem aufgestapelten Gepäck wie mit einer Mauer umgeben. Aus Häuten hergestellte Vor- hänge teilen im Innern die Schlafräume ab. Im „Munde" des Zeltes wird Feuer angemacht; bei rauher Witterung wird auch dieser vordere Teil des Zeltes mit einem Vorhänge geschlossen. Freunde und Verwandte verbinden ihre Toldos mit einander. Ein oder zwei Polster und eine oder zwei Roßhäute bilden das Mobilar jeder Schlasstättenabteilung; die Polster bestehen aus wollenen, von den Araukanern verfertigten Decken, die man mit Guanacowolle ausstopft; auf dem Marsche werden sie als Frauensättel benutzt. Die Wohnungen werden sehr reinlich gehalten. Das Kochgeschirr beschränkt sich auf einen eisernen Bratspieß; selten kommt ein eiserner Topf hinzu, der bald zum Kochen, bald zum Auslassen des Fettes, bald zur Mischung der Farbe dient, mit welcher sich die Patagonier bemalen. Obwohl die Patagonier des Kochens kundig sind, so haben sie doch andere Zubereitungsarten nicht aufgegeben, bei denen nicht das Feuer unmittelbar, sondern durch das Feuer erhitzte Erde oder Steine oder die zurückgebliebene Asche das Mittel zum Rösten abgab. So nahm Musters wahr, daß die Tehuelchen einen Straußenmagen zubereiteten, indem sie einen vorher am Feuer erhitzten Stein hineinsteckten und ihn dann in die heiße Asche legten. Mit dem ganzen Strauß wurde ebenso verfahren, indem ein heißer Stein in die Brusthöhlung gesteckt wurde. Wenn das Tier zu fleischig ist, macht man Querschnitte ins Fleisch, in die man heiße Steine füllt. Das Ganze wird dann mit der Haut der Beine wie ein Sack zugebunden, in glühende Asche gelegt und von außen gebraten. Die Umgebung der Zelte ist durch zahlreiche Haustiere belebt. Pferde, Hunde, bisweilen auch Hühner, werden auf dem Marsche mitge- führt. Die Wahl des Weges muß so geschehen, daß Futter für die Pferde und Wild zum Jagen für die Menschen in hinreichender Menge vorhanden ist. Wenn der Häuptling den Aufbruch angeordnet hat, so fangen die jungen Männer und die Knaben die munter herumlaufenden Pferde mit dem Lasso und bringen sie herbei; Frauen binden ihnen die Schlafpolster,
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