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1. Landschafts-, Völker- und Städtebilder - S. 100

1892 - Halle a.d.S. : Schroedel
100 Das Äußere des Domes beginnen wir füglich da zu betrachten, wo es am vollendetsten erscheint, nämlich an der Westfa^ade, wo sich die beiden Turmriesen in wunderbarer Harmonie ihrer einzelnen Teile er- heben. Die treibende Kraft ihrer Entwickelung sehen wir unten noch verschlossen in einzelnen mächtigen Bildungen, in den Strebepfeilern, in den mit Reliefs überreich geschmückten Portalen, die, von jenen beengt, in die hohen Spitzgiebel gleichsam ungeduldig emporschießen. Im zweiten Stockwerke entfaltet sie sich zwischen den hohen und schlanken Fenstern üppig, in unzähligen Stäben und Nischen, Spitzgiebeln unv Fialen (über- eckgestellten Pyramiden auf gotischen Strebepfeilern) und blüht dann, wo der Giebel das Mittelschiff schließt und die Türme sich von ihm lösen, wieder gesammelter, den Übergang von dem Viereck in das Achteck vor- bereitend, wie die Blume aus der Knospe hervor. Am zweiten, dritten und vierten achtseitigen Geschoß mit Ecktürmchen werden die Glieder gestreckter und zugleich minder reich als unten, gewinnen aber an zu- nehmender Belebung durch gelöstere Massen, um in der Helmspitze mit dem Zeichen des allbesiegenden Kreuzes abzuschließen. Die krönende Kreuzblume ist etwa 4 m hoch bei einem Durchmesser von 2 m. Nicht genug ist die reiche Architektur der südlichen Langseite und des Chores zu bewundern. Aus den massiven Pfeilern des Unter- geschosses erheben sich zahlreiche Fialen, reich mit Stabwerk umkleivet und mit unzähligen Giebeln und Pyramiden gekrönt. Der reichen Durchführung des südlichen Langhauses entsprechend, prangt der südliche Portalgiebel in reichster Ornamentierung. Am Mittelportal zählt man 9 große und 58 kleinere, an jedem Seitenportal 8 große unv 30 kleinere, ungemein zierliche Baldachine, unter denen Apostel, Heilige und ein Chor von Engeln Platz genommen haben. Im Giebelfelve des Mitlelportals ist die Passions- Geschichte in Hochrelief (nach Schwanthalers Entwürfen mit 72 Figuren durch Bildhauer Mohr) dargestellt. Darüber im Wimperg (Spitzgiebel) des Mittelportals: Die ca. 2 m hohen Figuren Christi und der Evangelisten. Das korrespondierende nördliche Kreuzschiffportal ist einfacher ornamentiert. Das Innere des Domes. Der Grundriß der Kathedrale zeigt klar ausgeprägte Kreuzesform: fünf Längsch iffe, von drei Quer- schiffen durchschnitten, strecken sich weit hinaus; das Chor, durch einen Kranz von sieben Kapellen abgeschlossen, stellt sich in Form eines siebenseitigen Halbkreises dar. Die Pracht des himmelan sich wölbenden Chores hat eine majestätische Einfalt, die alle Vorstellung übertrifft. In ungeheurer Länge stehen die Gruppen schlanker Säulen da, wie die Bäume eines uralten Forstes; nur am höchsten Gipfel sind sie in eine Krone von Ästen gespalten, die sich mit ihren Nachbarn zu spitzen Bogen wölbt und dem Auge, das ihnen folgen will, fast unerreichbar ist. Der graue Stein des Drachenfels hat sich in der Chorhalle in Bronze verwandelt; die Kapitäler, die Säulen haben die Farben ihrer Blumen angenommen, golden und purpurn strahlen die Kelche im Schmelz prangender Lichter, leuchten uns die Kronen und Laubbüschel der großen Pflanzenpfeiler entgegen. Wenn man die Türme bis auf das Krongesimse des Oktogons an dem Fuße des emporstrebenden Steinhelms bis an den Fuß der
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