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1. Landschafts-, Völker- und Städtebilder - S. 116

1892 - Halle a.d.S. : Schroedel
116 zu besteigen, wenden wir uns Portici zu. Auf breitem Pfade steigen wir hinan zwischen Reben, die sich um schlanke Pappeln winden und von Baum zu Baum Laubgewinde aussenden oder Bogengänge bilden. Hier reift der berühmte Lacrimä Christi; rechts und links schauen die aus Lava gebauten Hütten der Weinbauer heraus. Aber die Obst- und Weingärten schwinden mehr und mehr, endlich erscheinen nur noch Piniengruppen wie Oasen in der Wüste. Der Boden wird grasleer, niedere Taxus, Myrten und Aloe vertreten die Bäume. Von hier recken sich links die Somma, rechts der noch thätige Feuerberg in die Bläue des Himmels. Verwitterte Lavaströme von brauner, grauer, rötlicher, schwarzer Farbe, die bei den verschiedenen Eruptionen, einer Seitenspalte des Kegels entquellend, sich die Abhänge des Berges hinabgewälzt haben, Gefilde und Wohnstätten der Menschen verheerend, bedecken den Boden. Dem Auge begegnet eine grauenvolle Wüstenei, wo die Laven, wie Schlacken umhergestreut, auf dem grauen Aschenboden sich wie„ weißlicher Schaum oder vertrocknetes Moos zeigen. Die schauerliche Öde nimmt zu, indem wir den obersten, sich schroff erhebenden Teil des Berges, den Aschenkegel, mühsam erklimmen. Au diesem führt seit einigen Jahren auch eine Zahnradbahn hinauf zu dem Gipfel, der sich 1200 m über dem Meere erhebt. e. Der Krater. Der Krater ist ein ungeheurer, rundlicher Kessel, dessen Rand 10 bis 16 m hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche besteht. Um den Krater kann man mit großer Vorsicht auf dem ihn umgebenden schmalen Rande herumgehen, wozu etwa eine Stunde erforderlich ist. Daß seine Gestalt, sowie die Höhe des ganzen Gipfels bei heftigen Ausbrüchen stets wechselt, ist natürlich. — Endlich stehen wir auf dem Rande des Feuerschlundes. Um uns herrscht die Ruhe des Grabes. Wir steigen hinab in den Feuerschlund, ein Becken von einer halben Stunde Umfang. Die jüngsten Ausbrüche haben die Seiten tief ausgefurcht zu Grotten und Felsen von seltsamer Gestalt. Den unteren Boden bildet eine Lavakruste, welche die Tod und Verderben spendende, unheimliche Tiefe deckt. Aus ihren regellosen Spalten brodelt meist nur erstickend heißer Dampf; größere Öffnungen erscheinen als eigentliche Schornsteine. In der Mitte sieht man einen kleinen Kegel, der 8 bis 10 m hoch scheint und durch Gestein und Asche, die der Vulkan stets auswirft, ge- bildet ist. Auf dem Gipfel dieses Kegels ist eine Öffnung, aus welcher erstickend heißer, schwefelgelblicher Dampf aufwallt; andere kleine Öffnungen sind daneben. Dunkelrote Lohe flackert hie und da auf; in düsterroter Kohlenglut sieht man das Gestein des Berges brennen; der Boden ist bedeutend heiß. Das tiefe Schweigen ringsum wird nicht selten in längeren und kürzeren Pausen unterbrochen durch unheimliche Stimmen aus der Tiefe. Bald ertönt ein Brausen, bald ein Gemurmel, bald ein Stöhnen; bald brüllt der Donner der Erde dumpf wie der Kanonengruß ferner Meerschisfe, bald tiefer, dumpfer, grauenvoller, wütender; bald ist's das Getöse hohl zusammenschlagender Felsenberge. „Ein Atemzug der Stille, und der dichte, graue Dampf, der über der Öffnung des kleinen Kraters schwebt, rötet sich, rötet sich heißer, glühender, brennender. Ein breiter Flammen strahl fährt sausend, zischend, rollend empor; ein
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