1911 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
20 I. Des Deutschen Reiches Wirtschaft und seine Stellung in der Weltwirtschaft.
Dazu kommt noch Galizien. Deutschland erzeugte 1907 nur 10600 t
im Werte von 7 Millionen Mark, führte aber rund 995 000 t, im
Werte von über 65 Millionen Mark ein. Das ist eine sehr
starke Abhängigkeit vom Auslande, am meisten von den
Vereinigten Staaten.
Linter die Erzeugnisse bergmännischer Tätigkeit kann man auch
rechnen die verschiedenen
Salze. Sie finden in mannigfachen Berufszweigen Verwertung,
bei der Glas-, Seifen-, Farbenherstellung, in der Gerberei und bei
der Färberei, hauptsächlich aber in der Landwirtschaft und in der
chemischen Industrie. In der Stein- und Sudsalzgewinnung sind wir
einmal nicht vom Auslande abhängig. Deutschland und England
stellen die zwei großen europäischen Salzländer dar. (Werke in
Staßfurt, Schönebeck, Erfurt, Berchtesgaden, 5)all i. W.;
Salinen in Salle a. S., Magdeburg, Reichenhall, Lüneburg )
Ganz ohne Wettbewerb stehen wir da in der Gewinnung von
Kalisalzen (Abraumsalzen). Sie dienen namentlich der Verstellung
von künstlichem Dünger. Ansere Landwirtschaft hat also einen guten
Rückhalt. Es ist sogar schon die Frage erwogen worden, ob es für
das Gedeihen unserer Landwirtschaft nicht vorteilhafter wäre, wenn
die Ausfuhr von Kali ganz verhindert werden könnte. Jedenfalls
ist man ernstlich am Werk, die heimische Landwirtschaft zu schützen
und zu fördern; liegt doch bereits ein Reichs-Kaligesetz vor, dem-
zufolge „Kalisalze nur noch durch eine zu errichtende Betriebsgemein-'
schaft abgesetzt werden dürfen. In diese Absatzgemeinschaft hätten
die jetzt bestehenden 55 fertigen Kaliwerke einzutreten, und die
ca. 25 Werke, die vor dem 1. November 1909 mit dem Abteufen
eines Kalischachtes begonnen haben." Der Umfang unserer Kali-
gewinnung erhellt aus folgenden Zahlen: Im Jahre 1908 betrug die
Förderung über 6 Millionen Tonnen im Werte von 70,9 Millionen
Mark. Ihr Wert ist zweifellos im Jahre 1909 reichlich über 80 Mil-
lionen Mark hinausgegangen.
Der Ertrag unseres Bergbaues läßt uns, wie wir eben sahen,
nicht in gleichstarkem Maße vom Auslande abhängig werden, wie
dies für die Erzeugnisse der Landwirtschaft der Fall ist. Doch treibt
uns unser Bedarf an Kupfer, Petroleum, teilweise auch an Eisen
immer noch in drückende Abhängigkeit von der Fremde hinein. Er
vermehrt die Summen, die das Ausland alljährlich von uns fordert,
ganz bedeutend. Noch vielmehr geschieht das aber durch unsere
Industrie.