1911 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ii. Europa.
in Schottland und Nordengland reichen die Kohlenlager von
Küste zu Küste (Ausfuhrhafen Newcastle).
Für Mamburg sind daher englische Kohlen oft billiger als deutsche.
Allerdings sind unsere Kohlenlager bei weitem reicher als die eng-
lischen. Unser Vorrat ist auf 280, nach anderen sogar auf 400
Milliarden Tonnen geschätzt; Vorrat für reichlich 1% Jahrtausende,
unsere Braunkohlenlager ungerechnet. In England rechnet man schon
mit der Erschöpfung der Kohlenfelder.
Vorerst und sicherlich noch auf lange Zeit hinaus haben aber
die englischen Kohlenlager für Englands Stellung als Äandelsmacht
viel größere Bedeutung als die unfern für den deutschen Kandel.
Das geht aus folgenden Zahlen hervor: Im Jahre 1906 führte das
Inselreich 58 Millionen Tonnen Kohlen im Werte von 630 Millionen
Mark aus, Deutschland nur 19,6 Millionen Tonnen.
Der Unterschied in diesen Zahlen sagt jedoch noch nicht genug.
Englische Kohlen gehen ausschließlich auf Seeschiffen weiter und
dienen zugleich der Entwickelung der englischen Schiffahrt. (Vergl.
S. 15, 37.) Man darf ruhig sagen, daß die Äälfte aller von eng-
lischen Ääsen abfahrenden Frachtschiffe mit Kohlen be-
laden sind. Welche Gewinne bringt diese Kohlenladung? Man
hat berechnet, daß die Frachtkosten für die Kohlenausfuhr auf 400
Millionen Mark zu stehen kommen. Wer zahlt sie? Die Empfänger
der Kohlen, d. h. die Nichtengländer. Die 400 Millionen wandern
als weiterer Gewinn in Englands Tasche.
Unsere Kohlen gehen nach Frankreich, nach der Schweiz, nach
Österreich-Ungarn und Rußland. Sie geben also keine Fracht ab
sür unsere Seeschiffe und können nicht in gleichem Maße für die Ent-
wicklung unserer Seeschiffahrt wirken, wie wir dies bei den englischen
sahen.
Die heutige Blüte der englischen Schiffahrt wäre ohne die
Kohlenausfuhr überhaupt nicht denkbar. Von 55,5 Millionen Re-
gistertonnen, die im Jahre 1900 aus englischen Ääsen zur Verschiffung
kamen, entfielen nur 7,7 Millionen Tonnen auf Industriewaren, alle
andern auf Kohle. Wenn die Schiffe, die Getreide, Baumwolle,
Wolle, Äolz, Erze usw. hereinbringen, leer ausfahren müßten, würden
Nahrungsmittel und Rohstoffe in England bedeutend teurer werden,
denn die Fracht müßte sich erhöhen.
Ähnliche Vorteile wie die Kohlen bringen England seine Eisen-
gruben. Sie liegen ebenfalls in unmittelbarer Nähe der Küste,
in der Nähe von Birmingham, Sheffield (dem englischen