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1. Nationale Erdkunde - S. 79

1911 - Straßburg i.E. : Bull
3. Rußland. 79 doch nicht die Überlegenheit, die Rußland seiner Bevölkerung nach haben müßte. In der Getreideerzeugung zwar scheint Rußland glänzend dazu- stehen. Es führt, wie wir gesehen haben, allein nach Deutschland große Mengen Getreide aus, aber es kann dies nur deshalb, weil seine Bauern zu Äause hungern; es müßte eigentlich Getreide einführen, wenn sich die Bevölkerung genü- gend nähren sollte. „Rußlands gesamter Ernteertrag würde noch nicht hinreichen, um das Volk im Durch- schnitt so gut zu nähren, wie das deutsche Volksich nährt. Es hat sich in den Iahren 1902—1906 durch- schnittlich 12 Millionen Tonnen Getreide pro Jahr, oder imgeldwert ausgedrückt, mehr als eine Milliard e Mark jährlich abhungern müssen." Die russische Regierung hat ausgerechnet, daß in Rußland all^ jährlich 246 kg Brotgetreide und Gerste pro Kopf der Bevölkerung vorhanden sind. Ist das viel, ist das wenig? Stellen wir ein paar Zahlen über unsere eigenen Verhältnisse daneben. Deutschland batte in den Iahren 1900—1905 im Durchschnitt pro Kopf ohne Ein- fuhr, ganz aus eigener Ernte, 256 kg an Roggen, Weizen und Gerste zur Verfügung, mit Einfuhr erhöhte sich der Satz auf 316 kg. Wir müssen aber noch hinzunehmen, daß Deutschland einen Kartoffelverbrauch von 620 kg auf den Kopf der Bevölkerung,. Rußland nur einen solchen von 131 kg hat. Wenn sich unser Volk nach der Weise der russischen Bauern nähren wollte, könnten wir alljährlich etwa 6 Millionen t Getreide (oder Getreidewert in Kartoffeln) aus* führen. (Nach Ballod.) Aber wie ist eine solche Volkswirtschaft überhaupt möglich? Wie kann man den Bauern zwingen, zu verkaufen, was er zur Nahrung braucht? Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir uns die Verhältnisse- des russischen Bauernstandes etwas näher ansehen. Das Bauernland ist nicht Besch der Einzelnen, es ist G e - meindebesitz; alle Felder eines Dorfes gehören dem „Mir", der Gemeinde. Sie werden alle zehn Jahre neu verteilt, jede männliche Person hat Anrecht aus ein Stück davon. Mit der wachsenden Volkszahl werden die Familienanteile immer kleiner, immer unzu? reichender für die Ernährung. Der Landbesitz der Bauern, der vor Jahrzehnten für jede Gemeinde ausreichend gewesen sein mag, ist
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