1911 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ii. Europa.
6. Die Schweiz.
Rings um Deutschland herumgelagert finden wir
Landesteile und ganze Länder, die einst in den Zeiten
des alten Deutschen Reiches mit dem heutigen Deutsch-
land zusammen einen Staat bildeten, Länder, deren
Bewohner die deutsche Art bis zum heutigen Tage
bewahrt haben. Zu ihnen gehört auch die Schweiz.
Wie so manches Glied des alten Reiches hat auch sie sich
staatlich vom Reiche getrennt, weil dieses ihr in ihren Kämpfen keine
Linterstützung zuteil werden ließ. In den Burgunderkriegen (1476
und 1477) wandten sich die Eidgenossen an die süddeutschen Nachbarn
um Äilfe in dem Kampf gegen den „Äasser gemeiner teutscher
Nation", den Burgunderkönig; aber ihre Äilferufe verhallten unge-
hört. Das weckte in den Schweizern den Entschluß, künftig auf sich
selbst gestellt, nur eigener Kraft zu vertrauen. In jenen schweren
Tagen hat sich die Eidgenossenschaft innerlich vom Reiche gelöst.
Der westfälische Friede schnitt auch das äußere Band zwischen ihr
und dem Reiche durch.
Trotzdem blieben die Schweizer, was sie vorher
gewesen, Deutsche, denn eine Arkunde verwandelt den
Menschen nicht. Jahrhundertelang, bis in unsere Tage hinein galten
und gelten im Reiche die schweizerischen Dichter als unsere eigenen,
bekannten und bekennen sich die besten und edelsten Schweizer zur
deutschen Familie.
Erst die Gründung des Deutschen Reiches hat die Schweizer
uns etwas fremder lassen. Man fürchtete ganz unbegründeterweise,
das Reich, das in drei großen Kriegen seine Einheit geschmiedet
hatte, würde auf Eroberung sinnen, und man liebte doch in echt
deutscher Art seine staatliche Unabhängigkeit. So kam es, daß man
seither öfter aus Schweizermund in deutschesten Lauten beteuern hörte:
Wir sind keine Deutschen. Man meint damit, man wolle nicht zum
Deutschen Reiche gehören.
Ihrer Bevölkerung nach ist nämlich die Schweiz zum weitaus
größten Teile deutsch. Von den 3,316 Millionen Schweizern sprechen
2,313 Millionen deutsch (68,9 °/0), 0,731 Millionen französisch
(22%), 0,221 Millionen italienisch (6,7%), 0,039 Millionen romanisch
(1,2 %). Der Rest entfällt auf andere Sprachen. Von den 22 Kan-
tonen sind 15 rein oder doch vorwiegend deutsch, das sind zunächst