1911 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Mark. Während aber unsere Einfuhr aus England sich auf 976 Mil-
lionen Mark belief, erreichte die aus den Vereinigten Staaten den
ungeheuren Wert von 1319 Millionen Mark. Süßere Ausfuhr nach
England stellt sich demnach höher als die nach den Vereinigten Staaten.
Was will das besagen? Daß wir in ganz bedeutendem Maße
von den Vereinigten Staaten abhängig sind. Gegen ihre
hauptsächlich der Landwirtschaft (Baumwolle, Tabak, Getreide) oder
dem Bergbau (Kupfer, Petroleum) entstammenden Waren tauschen wir
mit der Anion zumeist Industrieerzeugnisse aus: Baumwoll-, Porzellan-,
Seidenwaren, Ääute und Felle, Teerfarbenstoffe, Spielzeug. Ja, wir
liefern den Vereinigten Staaten teilweise sogar die Mittel, ihren aus-
gedehnten Getreidebau aufrecht zu erhalten durch die Ausfuhr des allein
in Deutschland sich findenden Kali. (Ansere Kaliausfuhr im 1. Viertel-
jähr 1909: 35 Millionen Mark, davon der Äauptteil nach der Anion.)
Es ergibt sich aber nach dem Gesagten von selbst, daß die
Anion in viel geringerem Maße von uns abhängig ist, als
wir es von ihr sind. Die von uns bezogenen Industrieerzeugnisse
kann es im Notfalle auch von unfern Mitbewerbern auf dem Welt-
märkte, besonders von England, beziehen. Nach und nach wird auch
die eigene Industrie der Union die Lieferung übernehmen können.
Wir aber müssen amerikanische Baumwolle vor allem haben. Von
unserer Gesamtbaumwolleneinfuhr im Werte von 515,4 Millionen
Mark (1907) entfielen auf die Anion nicht weniger als 68,1 %.
Ebensowenig können wir das amerikanische Petroleum entbehren
(1907: für 202 Millionen Mark), da Amerika hierfür Äauptland ist.
Leider ist es nicht genug damit, daß wir von der Simon kaufen
müssen. Immer lauter wird die Frage: Womit werden wir dieses
Muß bezahlen? Unserer Aussuhr nach den Vereinigten
Staaten droht nämlich Gefahr. Die amerikanische Industrie
entwickelt sich von Jahr zu Jahr besser, sie vermag langsam die
früher vom Ausland, auch von uns bezogenen Waren selber herzu-
stellen. Diese junge amerikanische Industrie zu schützen, hat die
amerikanische Regierung Zölle auf die fremden Waren eingeführt.
Europäische Waren, die auch in Amerika verfertigt werden können,
zahlen an der Landesgrenze einen hohen Zoll. Sie werden somit
verteuert und können in Amerika nicht so billig verkauft werden wie
die amerikanischen selber.
Dann besteht also doch eine gewisse Spannung zwischen uns
und den Nordamerikanern? Nun, diese Zölle erheben sie nicht allein
uns gegenüber; alle fremden Waren werden davon betroffen — doch