1911 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
2. China.
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Es läßt sich leicht denken, daß dieser Aufschwung
der deutschen Schiffahrt von den Engländern nicht ge-
rade gern gesehen wird. Man suchte durch einen englisch-
japanischen Schiffsverband die deutschen Schiffe in Schnelligkeit der
Beförderung, in Billigkeit der Preise usw. zu überbieten. Die
deutschen Schiffahrtsgesellschasten werden aber wohl auf dem Posten
sein, um sich das, was sie haben, nicht entreißen zu lassen. An
diesem einen Beispiele sieht man aber wieder, wie hart der
Kampf um unsere Schiffahrt, um unfern Waren-
absatz ist.
Zum Schutze unserer Handelsflotte zeigt sich unsere Kriegs-
flagge, wenn auch in sehr bescheidener Weise, in Ostasien. Zwei große
Kreuzer und mehrere kleinere werden vom Äerbst 1910 ab in den
ostasiatischen Gewässern die deutsche Flagge zeigen. Flußkanonen-
boote befahren den Jangtsee und tragen die Kunde von deutscher
Macht in entfernte, abgelegene Gegenden von Innerasien. Das oft-
asiatische Kreuzergeschwader aber befährt die chinesische Küste und
bekundet damit Deutschlands Willen, seinen Handelsschiffen im Not-
fälle tatkräftig beizustehen.
Erfreulich ist ferner, daß die Deutschen in China großes
Ansehen genießen. Wenn man chinesischen Arteilen trauen darf,
so haben die Chinesen lieber mit Deutschen als mit Angelsachsen
zu tun. Sagen doch die Chinesen: Wir mögen die Deutschen gern,
weil sie keinen unangebrachten Stolz zeigen. Wenn wir Waren zu
sehen wünschen, ohne sie gleich kaufen zu wollen, so macht ihnen
das gar nichts aus. Gehen wir dagegen zu einer amerikanischen
oder englischen Firma, um dies und das anzusehen, so überläßt uns
der Fremde sehr bald seinem Gehilfen, weil wir ihm zu unbe-
deutend sind.
Auch zur Erschließung Chinas tragen Deutsche in hervorragender
Weise bei. Wir haben oben gesehen, welche Bedeutung sür
die Erstehung des neuen China dem Bau von Eisenbahnen zu-
kommt. Deutsches Kapital und deutsche Technik müssen sich in
immer stärkerem Maße am Bau von Bahnen und Wasserstraßen
beteiligen.
Endlich liegt eine wichtige Vorarbeit sür eine weitere Aus-
dehnung unseres Handels in der Förderung deutscher Schulen
in China. Leider sind wir gerade auf diesem Gebiete hinter eng-
lischen, amerikanischen und französischen Leistungen weit zurückge-
blieben. Niemand ist opferwilliger als die Amerikaner, wenn es
Hauptmann, Nationale Erdkunde, 15