1911 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
2. Deutsch-Afrika.
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Wir sind auf einer Baumwollpflanzung. Wie rastlos
auch der Dampfpflug arbeitet, er hat eine lange Tätigkeit vor sich,
denn hier dehnen sich auch die Besitzungen eines Einzelnen oder einer
Gesellschaft ins Riesenmäßige. Zehntausende von ha bilden da eine
einzige Besitzung, eine einzige Baumwollpflanzung, so bei Saadani,
nördlich von Bagamoyo, am Rufiji, in der Nähe von Lindl,
der Bahn Daresfalam — Mrogoro— Kilossa entlang und
endlich in der Nähe des Victoria-Sees. And indem wir die weiten
Ländereien durchstreifen, drängt sich uns die Überzeugung auf: Äier
lebt der Wille, Neues aus diesem unberührten Boden zu zaubern,
der Wille zu schaffen, die Schätze des Landes zu heben. Wir
denken mit etwas leichterem Kerzen unserer Baumwollnot und sehen
das erste zarte Morgenrot einer günstigeren Versorgung unseres
Vaterlandes mit dem uns so unentbehrlichen Erzeugnis aufdämmern.
Lassen wir aber diese von deutschem Kapital geschaffenen Pflan-
zungen hinter uns, so betreten wir, am Rufiji besonders, kleinere,
bescheidenere, oft noch mit nicht ganz zureichenden Mitteln bearbeitete
Baumwollfelder, die der Eingeborenen. Aber auch an ihnen ist die
Herrschaft der Deutschen in Ostafrika nicht spurlos vorübergegangen.
Schon gewöhnen sich die Neger mehr und mehr an den ihnen früher
unbekannten Pflug, und wenn wir hinaufsteigen nach Amani, so
sinden wir hier die große Pflanzungsschule, die Versuche mit allen
möglichen Anpflanzungen vornimmt, und die die schwarzen Ackerer
mit guter und billiger Saat versorgt. Da und dort treffen wir
wieder auf Maschinen, Entkernungsmaschinen, die auch die Vorsorge
der Regierung oder des Kolonialwirtschaftlichen Komitees (einer Ge-
fellschaft zur Erschließung unserer Kolonien) ins Land gebracht hat.
Allenthalben ein fröhliches Aufblühen, Aussaat für die Zukunft!
Daß wir so froher Zuversicht uns hingeben dürfen, mag ein
sachverständiger Engländer uns bezeugen, der das Baumwollland
unserer Kolonie als geradezu unübertrefflich nach
Bodenbeschaffenheit, Lage und Witterungsverhält-
nissen bezeichnet und als für den Anbau der höchst-
wertigen Baumwolle, der ägyptischen, besonders geeignet
erklärt hat.
Schon kommen denn auch die ägyptischen Pflanzer und Händler
und wollen hier Land erwerben, solange die Bodenpreise noch niedrig
sind. Fragen wir aber nach dem Ertrage des Baumwolllandes,
dann erfahren wir allerdings, daß unsere Tätigkeit hier noch jung
und neu ist. 5000 Ballen (ä 500 Psd.) beträgt die Ernte von 1909.