1911 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
2. Deutsch-Afrika.
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gangen, mit Diamanten? Äaben da jahrelang während des süd-
westafrikanischen Krieges Ochsenwagen und Reiterzüge ihren Weg
von Lüderitz bucht aus nach dem Innern genommen, ohne daß
man je geahnt hätte, daß so nahe unter der Oberfläche die kostbaren
Edelsteine ihrer Finder harrten. And heute? Ein wahres Diamanten-
fieber hat die südwestafrikanische Bevölkerung ersaßt. Ins Riesen-
mäßige sind die Bodenpreise dieser „Sandwüste" in die Äöhe ge-
schnellt, als man in einem Streifen Landes um Lüderitzbucht Dia-
manten gefunden hatte. Ansere Regierung hat alle Äände voll zu
tun, um sich den größten Teil der „Schürffelder" zu sichern und
zu verhüten, daß auch noch diese „Schätze" Fremden die Taschen
füllen.
Welche angenehmen Überraschungen uns aber Südwest zu bereiten
fähig ist, das lehren diese Diamantenfunde. In der Namib, dem
breiten Sandgürtel an der Westseite unserer Kolonie, der bisher der
Schrecken der Weißen war, fand ein Neger zufällig ein paar
Diamanten. Der Fund ward bekannt, man suchte und entdeckte, daß
ein Land-, das heißt Sandstreifen, der sich in einer Ausdehnung von
10 deutschen Meilen halbmondförmig um Lüderitzbucht herumlegt,
entweder an der Oberfläche oder bis zu einer Tiefe vom 30 ein
Diamanten führt.
Erst wenn eine genaue Vermessung der Fundstellen statt-
gefunden hat, wird man angeben können, wie groß der Am fang
des Diamantenvorkommens ist. „Äeute kann schon von einem
sehr erheblichen Vorkommen gesprochen werden." (Wernburg.) In
einem Zeitraum von 4 Monaten hat man Diamanten im Werte
von 1,1 Millionen Mark zu Tage gefördert. Die Steine sind nicht
groß, aber wertvoll.
Aber den Wert der Diamanten urteilt ein Kenner: Äier ist eine
Art von Diamanten in den Sandel gebracht, wie sie nur noch in
den berühmten Brasilianer Diamanten vorkommt. Kaufen kann man
in letzter Zeit keine Brasilianer mehr, denn die Fundstätten Brasiliens
sind erschöpft. Durch die jetzigen Funde auf deutschem Gebiet ist
wieder ein Diamant von edelstem Feuer, von herrlichster Farben-
Pracht und reinstem Glänze den Käufern zugänglich gemacht. Von
allen Seiten strömen denn auch Käufer herbei. Das Deutsche Reich
aber ist mit einem Schlage zu einem der maßgebenden Länder auf
dem Gebiete des Diamantenhandels geworden, ein Gebiet, auf dem
England bisher die Alleinherrschaft inne hatte
Zu gleicher Zeit beinahe, als die ersten Diamanten aus Südwest
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