1911 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Vi. Australien.
schließen, in den britischen Kolonien die Einfuhr nichtbritischer
Waren mit einem höheren Zoll zu belegen. Keine englische
Kolonie geht in der Bevorzugung britischer Waren so
weit wie Australien. Vor einigen Iahren sollten sremder Äandel
und sremde Schisfahrt ganz entscheidend getroffen werden. Es war
ein Gesetzesvorschlag eingebracht worden, nach dem britische Waren
nur dann ein Anrecht auf den Vorzugszoll haben sollten, wenn sie
auf englischen Schiffen eingebracht würden. Man sand, daß dieses
Gesetz Australien selber schaden würde und lehnte es ab.
Doch sind seit 1907 neue, sehr hohe Zölle festgesetzt, mit denen
alle Fabrikwaren, auch Nahrungs- und Genußmittel belegt werden.
Britische Waren zahlen zwar auch beim Eintritt ins Land einen Zoll, aber
er ist bedeutend niedriger als der, den deutsche, französische, nord-
amerikanische oder belgische Waren zu tragen haben. Man schwankt
ja noch in England, ob man den großen Zollbund schaffen soll oder
nicht; die Australier aller Parteien sind feurige, begeisterte Lob-
redner dieses Bundes; sie wünschen nichts sehnlicher als sein Zustande-
kommen.
Daß deutsche und amerikanische Waren anfangen, in Australien
Boden zu gewinnen, haben die australischen Fabrikanten schmerzlich
empfunden. Am liebsten möchten sie diese Waren selber liesern.
Da sie sich dazu vorläufig nicht imstande fühlen, so sollen die einge-
führten Waren wenigstens englische sein. Es ist also durchaus
keine Übertreibung, wenn man sagt, die Australier seien britischer als
die Briten selbst.
Nun steckt allerdings in der Begeisterung für den „großen Zoll-
bund" auch ein gut Teil Selbstsucht. Die Zölle sollen dazu dienen,
dem Staate neue Einnahmen zu schaffen, die Industrie des Landes
zu heben.
Australiens Industrie ist nämlich sehr gering. Die Wolle
fällt unter der Schere vom Rücken des Schafes und geht größten-
teils sofort, sogar ungereinigt über das Meer. Die Metalle ver-
lassen das Schmelzwerk, um erst in der Ferne verarbeitet zu werden.
Oft kommen die Erze direkt vom Schacht auf das Schiff. Die Äaut
des Rindes wird erst im Auslande in Leder verwandelt. Insofern
ist es verständlich, wenn die Australier durch Schutzzölle ihrer
Industrie Mut machen wollen; wenn sie neue Industriezweige zu
entwickeln suchen.
Was läßt sich unter diesen Amständen sür